Kapital als Klimakiller
Von Wolfgang Pomrehn
Die Klimakrise kann inzwischen nur noch ignorieren, wer in seiner Villa mit Chauffeur vor der Tür und Privatjet um die Ecke grübelt, wie er seine Profitrate von zehn auf 20 Prozent steigern kann. Jüngstes Beispiel sind die verheerenden Hochwasser in Norditalien oder die extreme Hitzewelle in Pakistan und Nordindien. Auf bis zu 49 Grad Celsius kletterte dort das Thermometer. Elf Tage lang lagen Anfang April die Tageshöchsttemperaturen in weiten Gebieten über 40 Grad Celsius. So hohe Temperaturen so früh im Jahr sind auch für Südasien äußerst ungewöhnlich. Eine solche Hitze schädigt nicht nur die Ernten, sie ist auch für Menschen höchst gefährlich. Und sie ist kein natürliches Ereignis: Französische Wissenschaftler konnten inzwischen zeigen, dass die Intensität und das frühe Auftreten dieser Hitzewelle eine Folge des Klimawandels war, also der durch industrielle und andere Aktivitäten verursachten Treibhausgase. Noch liegen keine Opferzahlen vor, aber derartige Hitzewellen sind oft sehr tödlich. In Europa starben zum Beispiel 2022 nach einer Untersuchung spanischer und französischer Forscher über 60.000 Menschen an den Folgen von Hitzewellen. Gefährdet sind vor allem Kinder und ältere Menschen und insbesondere Arbeiter und Bauern, die im Freien arbeiten müssen. Unter den Folgen des Klimawandels, das zeigt sich auch hier einmal mehr, leiden vor allem und am meisten die Armen und Ärmsten. Das gilt im nationalen wie im globalen Maßstab.
Die Verursacher sind hingegen vor allem die Reichsten. Dies nicht nur durch ihre Privatjets, Yachten und Vielfliegerei, sondern mehr noch durch ihre Investitionsentscheidungen. Diese Woche wurde im naturwissenschaftlichen Fachmagazin Nature eine detaillierte Studie zweier US-amerikanischer Forscher veröffentlicht, die die immensen Schäden belegt, die von den größten Konzernen angerichtet werden. Mit einer Unmenge ökonomischer und Klimadaten haben sie die Hitzeschäden berechnet, die zwischen 1991 und 2020 durch die Emissionen der 111 größten Konzerne entstanden. Das Ergebnis: Von den insgesamt in dieser Zeit durch Klimawandel bedingten Hitzeschäden in Höhe von 50 Billionen US-Dollar entfiel über die Hälfte, 28 Billionen US-Dollar, auf die genannten Konzerne. Tropische Regionen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, waren überdurchschnittlich von den Schäden betroffen, so die beiden Geographen. Angeführt wird die Liste der schlimmsten Klimasünder von Energiekonzernen wie Saudi Aramco, Gasprom, Chevron, Exxon Mobil, BP, Shell, Pemex oder Coal India, und verursacht werden die Schäden vor allem durch die fossilen Energieträger, mit denen diese ihr überaus profitables Geschäft machen. Nebenbei widersprechen die Berechnungen damit auch der Sichtweise, die Emissionen über das Konzept des Fußabdrucks dem individuellen Konsum zuordnet.
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