Multikulti für einen Tag in Berlin / Weitere Meldungen
Zumindest einen Tag lang strahlte Berlin aus, was ihm sonst so oft fehlt: Weltoffenheit, Toleranz und internationales Flair. Rassisten hatten in der Hauptstadt am Sonntag Hausverbot, als Kulturgruppen aller in Berlin lebenden Nationalitäten den »Karneval der Kulturen« mit einem siebenstündigen Umzug feierten. Auch junge Welt war dabei und unterstützte eine kubanische Tanzgruppe. Das dritte Jahr in Folge zog eine bunte Parade, begleitet von afro- brasilianischen Trommelrhythmen, Salsa, Reggae und orientalischen Klängen am Pfingstsonntag durch Kreuzberg. Rund 250 000 Schaulustige säumten die 3,6 Kilometer lange Wegstrecke vom Mariannen- zum Oranienplatz. Der Umzug war zugleich der Höhepunkt des viertägigen Karnevals der Kulturen in der Hauptstadt.
Mit knapp 100 Gruppen und 3 500 Teilnehmern aus mehr als 60 Ländern war die Karawane noch bunter und internationaler als je zuvor. Wenigstens zu diesem Anlaß können die hier lebenden Migranten offen und stolz ihr Lebensgefühl ohne Angst vor Pöbeleien und körperlichen Attacken präsentieren.
(jW)
Junge Union für zwölf Monate Wehrdienst
POTSDAM. Die CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union (JU) in Brandenburg hat sich für eine Heraufsetzung der Wehrdienstzeit von zehn auf zwölf Monate ausgesprochen. Diese zusätzlichen zwei Monate würden gebraucht, um Soldaten entsprechend den Anforderungen an eine moderne Armee auch ausbilden zu können, sagte JU- Landesvorsitzender Sven Petke am Sonntag gegenüber ADN in Potsdam. Ansonsten drohe die Spaltung der Bundeswehr in eine Zwei-Klassen-Armee: zum einen die hochmotivierten und gutgerüsteten Krisenreaktionskräfte, zum anderen die »normale Armee«, an der »ständig herumgedoktert und gekürzt« werde.
»Die Bundeswehr ist heute nicht mehr allein zur Heimatverteidigung da«, sagte der Brandenburger JU-Chef. Die Junge Union hatte am Wochenende auf ihrem 10. Brandenburg-Tag in Senftenberg einen Beschluß für eine verlängerte Wehrdienstzeit gefaßt. In dem Papier wird ein klares Bekenntnis zur Bundeswehr als Wehrpflichtarmee abgelegt und die Einführung von generell öffentlichen Gelöbnissen angeregt.
(ADN/jW)
Solingen: Demo gegen Ausländerhaß
SOLINGEN. Mit einer Demonstration haben am Sonnabend rund 500 Menschen in Solingen der fünf türkischen Opfer des Brandanschlags vom 29. Mai 1993 gedacht. Der Marsch stand unter dem Motto: »Gegen Naziterror und Rassismus«. Redner warnten vor einem Aufleben des Rechtsextremismus und verwiesen darauf, daß vor allem langanhaltende Jugendarbeitslosigkeit den Nährboden für eine solche Entwicklung abgebe. Zu dem Marsch durch die Solinger Innenstadt hatten der Solinger Appell und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) aufgerufen.
(AP/jW)
Überfall auf Obdachlosenheim
SCHWERIN. Rund 20 Jugendliche haben im mecklenburgischen Grevesmühlen ein Obdachlosenheim überfallen und mit Latten und Baseballschlägern auf zwei Bewohner eingeschlagen. Die beiden 42 Jahre alten Männer seien verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert worden, sagte ein Sprecher der Polizei Schwerin am Samstag. Von neun Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren seien die Personalien festgestellt worden. Den Angaben zufolge drangen die Jugendlichen am späten Freitag abend in das Heim ein, zertrümmerten Einrichtungsgegenstände und schlugen auf die beiden Männer ein.
AP/jW
Mehr aus: Inland
-
Leserbriefe
vom 02.06.1998 -
Keine Abwasserbeiträge mehr in Gera?
vom 02.06.1998 -
A3XX im Mühlenberger Loch zu Hamburg
vom 02.06.1998 -
Allein gegen die Bahn
vom 02.06.1998 -
Widerstand gegen Rep-Aufmarsch
vom 02.06.1998 -
»Vorbei ist vorbei!« in Berlin
vom 02.06.1998 -
Atomkraft am Ende?
vom 02.06.1998