Fürsprecher für duales Rundfunksystem
Der Vorstoß mehrerer CDU- und FDP-Politiker vom Wochenende, wonach nur, wer ARD und ZDF auch wirklich einschalte, Rundfunkgebühren zahlen solle, hat am Montag weitere Reaktionen hervorgerufen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) wies im NDR darauf hin, daß mit den Gebühren nicht nur ARD und ZDF, sondern auch die dritten TV-Programme sowie der Hörfunk finanziert werden. Das Nebeneinander von öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Sendern müsse erhalten bleiben. WDR-Intendant Fritz Pleitgen unterstrich in seinem Sender, die Idee, mittels einer Blackbox Fernseher gegen den Empfang von ARD und ZDF zu blockieren, sei »gegen das Gesetz, gegen die Tradition« und »auch gegen das Publikum«. Die Rundfunkgebühr habe »ja eine Sinn«, sie solle einen leistungsfähigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ermöglichen. Die Einführung einer Blackbox würde dazu führen, daß der öffentlich-rechtliche Rundfunk - um vernünftig zu funktionieren - »dann auch massiv in die Werbung gehen müsse«. Die daraus entstehende »Quotenjagd« würde dazu führen, daß Kultur, Wissenschaft, Bildung klassische Musik und Dokumentation auf der Strecke blieben.
Der Präsident des Medienrates der sächsischen Landesmedienanstalt (SLM), Otto Altendorfer, sprach sich am Rande eines Medienkongresses in Köln für eine »klare Trennung« zwischen Werbung und Gebühren zur Finanzierung des Rundfunks aus. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF würden nach seiner Einschätzung »vermutlich schon um das Jahr 2000« keine Werbung mehr bringen. Altendorfer wies Befürchtungen als unbegründet zurück, wonach ARD und ZDF ohne Werbung vor dem finanziellen Ruin stehen. Dies gelte zumindest nicht für die ARD. Er rechne damit, daß durch eine klare Trennung bei der Finanzierung die öffentlich-rechtlichen Anstalten vielmehr profitieren würden. Ein werbefreies Programm von ARD und ZDF könnte deren Zuschauerakzeptanz erhöhen.
ddpADN/jW
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