5024 zum Zehnten
Eigentlich ist alles gut: am Freitag haben wir die 5000er Marke um 24 Testabos überschritten, eine Woche vor dem offiziellen Ende der Festlesewochen-Kampagne – die eigentlich bis dahin 3000 Testabos bringen sollte. Die Aktion verläuft also nicht planmäßig, auch in anderer Hinsicht nicht: Wir rechneten mit einem starken Zuwachs an Testabos in den ersten Wochen und dann mit einem allmählichen Abflauen der Eingänge. Statt dessen bescherte uns allein diese Woche mit 469 Testaboeingängen die zweitbeste der kompletten Aktion. Das Interesse am Testabo ist also auch nach einem Vierteljahr ungebrochen hoch (JAA, ICH AUCH!!!, schreibt zum Beispiel Sabrina Freyer aus Flein und bestellt auch noch schnell eins). Dafür sind die Ergebnisse der Umwandlung in feste Abos im Plan: Erstmals seit Monaten können wir den Bestand an bezahlten Abonnements deutlich positiv entwickeln, der Zuwachs ist also höher als der Abgang. Auch ansonsten sieht es gut aus: An den Kiosken verkaufen wir etwa 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Von überallher spüren wir wachsende Aufmerksamkeit und gesteigertes Interesse – bei Freund wie Feind.
Die andere Seite der Medaille: Längerfristig mag dies alles unseren Kassen gut tun, kurzfristig werden durch solche Erfolge unsere Kassen geplündert. Erhöhte Druck- und Lieferkosten sowie die Kosten für Aktionen und Aktivitäten schrauben die Gesamtausgaben deutlich über die Einnahmen. So schloß der Monat Mai mit einem Verlust in Höhe von 21000 Euro ab. Die Refinanzierung des Aufwandes durch zusätzliche Abos und Einzelverkäufe realisiert sich erst über Monate hinweg. Hinzu kommen unerwartet hohe Prozeßkosten (allein für den Prozeßtermin Landesrundfunkanstalten gegen junge Welt am 8. August in München sind umgehend 5000 Euro vorzulegen). Deshalb fällt es uns sehr schwer, den Vorschlag von Leserinnen und Lesern aufzugreifen: Sie hatten vorgeschlagen, die Gunst der Stunde zu nutzen und die Festlesewochen bis zum 18. September zu verlängern. Wie es aussieht, können wir uns sowas schlicht nicht leisten. 17000 Euro zusätzliche Ausgaben im Monat würde bedeuten, daß wir unsere Verluste erheblich ausweiten und die Zahlungsfähigkeit eingeschränkt wird. Wir haben also ein dickes Problem.
Und dann sind da wieder die Briefe wie der von Karl-Heinz Flach. Er schreibt: » (...) möchte ich Ihnen unbedingt mitteilen, daß ich mich dafür, daß ich die junge Welt nicht schon viel früher abonniert habe, vor Ärger sonstwohin beißen könnte. Auf die Gründe für meine Dummheit will ich aber nicht näher eingehen. Nur soviel – manchmal sieht man die ultimative Tageszeitung vor lauter Journaille nicht!« Oder der Kommentar von Peter Wasem aus Leipzig, der uns nicht nur empfiehlt, die Festlesewochen zu verlängern, sondern dies auch mit einer Spende mitfinanzieren will. David Urban aus Belgien will uns mit einer Reihe sehr persönlicher Argumente davon überzeugen, »weshalb es sich lohnt, an den Ideen Ihrer Leser unbedingt weiterzustricken«. Diese und andere Hinweise bestärken uns in den Überlegungen, eine Fortsetzung zu riskieren. Gleichzeitig machen wir uns Gedanken zur Finanzierung. So könnten wir bei der Genossenschaft LPG junge Welt eG einen weiteren Kredit beantragen, um die Aktion wenigstens zum Teil ökonomisch abzusichern. Dazu müßte allerdings eine Reihe von weiteren Genossinnen und Genossen für die LPG gewonnen werden. Ein weiterer Weg: Wenn wir die Aktion fortsetzen, können wir nur entsprechend dem Spendeneingang unbezahlte Testabos rausgeben. Noch aber ist nichts entschieden, und bitten wir weiterhin um Kommentare, Hinweise, um Ihre Überlegungen und Ideen.
Jedenfalls werden wir als nächstes zehn Jahre Verlag 8. Mai, zehn Jahre LPG junge Welt eG und zehn Jahre Neustart junge Welt – und natürlich die ersten 5000 Testabos feiern. Am kommenden Samstag, den 18. Juni 2005, ab 19 Uhr in der Brotfabrik in Berlin-Weißensee (Caligariplatz/Prenzlauer Promenade 3, 13086 Berlin). Falls Sie mitfeiern wollen, teilen Sie uns das bitte kurz per Fax (0 30-536355-44) mit.
Aktionsbüro
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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