5517 zum zehnten
Heute ist eigentlich Schluß: Die Festlesewochen sollten bis zum 18. Juni gehen, dem Tag unserer Generalversammlung der Genossenschaft. Bis dahin sollten 3000 Testabos auf den Weg gebracht werden, um die junge Welt bekannter zu machen, aber vor allem, um neue Abonnentinnen und Abonnenten zu gewinnen. Wir wollten den 10. Jahrestag des Neustarts der jungen Welt mit einer Aktion feiern, die die junge Welt stärkt. »Wir wollen es wissen: Wie viele solcher Testabos werden bis zum 18. Juni geschaltet? Und wie viele davon werden in richtige Abos umgewandelt?« hieß es am 5. März an dieser Stelle zur Eröffnung der Aktion.
Jetzt wissen wir es: Es sind 5517 Testabos. Bei einer Detailauswertung kommen weitere Überraschungen zutage: Normalerweise starten solche Aktionen mit sehr guten Ergebnissen, welche dann aber nach und nach abflauen. Diesmal war es umgekehrt: Bis Woche 5: 1499 Bestellungen, Woche 6 bis 10: 1651 Testabos, Woche 11 bis 15: 1833 Eingänge (etwa 500 Testabos von der Leipziger Buchmesse bleiben unberücksichtigt). Ein Hinweis darauf, daß die Aktion erfolgreich weiterlaufen könnte.
Überraschend auch, daß die deutliche Mehrzahl der Abobestellungen aus den alten Bundesländern kommt. Viele sind dort überrascht, daß es überhaupt ein solches Angebot auf dem deutschen Zeitungsmarkt gibt. Sie hatten noch kein Abo, weil sie nicht wußten, daß es diese Zeitung überhaupt gibt. Wir haben noch lange nicht alle erreicht – auch das spricht dafür, die Aktion fortzuführen. Eine weitere Überraschung hält die Auswertung der Bestellungen aus Zeitungen und Zeitschriften parat: So bestellten titanic-Leser das Probeabo genauso häufig wie ND-Leser. Aber noch doller trieben es die Leser vom Satiremagazin Eulenspiegel: Von ihnen kamen mehr Coupons als von ND und titanic zusammen.
Wie viele bezahlte Abos aus den Testabos werden, können wir Ihnen noch nicht sagen, aber schon jetzt zeichnet sich ab, daß wie erwartet der Bestand an bezahlten Abos erstmals seit langer Zeit deutlich zunimmt. Das könnte so weitergehen. Nimmt man die gegenwärtigen politischen Umstände hinzu, spricht alles dafür, die Aktion bis zum 18. September, dem Tag, an dem vermutlich die Neuwahlen zum Bundestag stattfinden werden, fortzuführen.
Wenn da nicht diese Geldprobleme wären. Zwar konnten wir mit der Aktion insgesamt 10345,50 Euro an Spenden einnehmen – was aber nur ein Teil der Kosten in Höhe von über 50000 Euro deckt. Um die Gunst der Stunde zu nutzen, sollten wir jetzt weiter in die Vollen gehen. Aber wie sollen wir das anstellen, wenn die Kassen leer sind? Und leider ist dies auch in anderen Bereichen so: Kioskaktionen im Zusammenhang mit dem Relaunch und der Bochum-Aktion waren ein voller Erfolg, der Kioskverkauf konnte bundesweit um mehr als 30 Prozent gesteigert werden. Weitere Regionalaktionen würden zu weiteren Erfolgen führen. Im Bereich Internet könnten durch die Realisierung geplanter Investitionen mittelfristig die Erträge deutlich gesteigert werden. Auch in diesen Fällen haben wir aber nicht das nötige Geld für die Vorfinanzierung. Woher also das Kapital nehmen?
Eigentlich hilft in solchen Fällen unsere Genossenschaft. Aber das dort im Moment noch verfügbare Kapital ist zur Sicherung der Liquidität des Verlages reserviert. Und jetzt? All die prima Chancen ungenutzt verstreichen lassen? Schöner Mist, wenn man die herrliche Apfelernte nur deshalb nicht einbringen kann, weil das Geld für die Leiter fehlt.
Aber wir wollen, wir müssen weiter. Deshalb gibt es zwei Ansätze, die wir auf unserer Genossenschaftsversammlung am Samstag diskutieren werden: Der Vorstand der Genossenschaft wird ein Aktionsprogramm vorschlagen, nach dem noch in diesem Jahr 100 weitere Anteile eingeworben werden, 50 davon bis zum 18. September. Zweiter Vorschlag: Die Festlesewochen gehen bis zum 18. September weiter – es werden aber nur noch so viele Testabos herausgegeben, wie durch Spenden und Beteiligung finanziert werden können. Wie es genau weitergeht, darüber werden wir am kommenden Samstag an dieser Stelle berichten. Zunächst aber feiern wir nach der Genossenschaftsversammlung auch den wunderbaren Erfolg der Festlesewochen. Herzlichen Dank an alle, alle, alle!
Verlag, Genossenschaft, Redaktion
* Spendenkonto:
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Kto. Nr. 695682100
Bank Postbank Berlin
Bankleitzahl 10010010
Stichwort: Festlesewochen
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
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