Danke
heute beenden wir eine der längsten und erfolgreichsten Aktionen in der Nachwendegeschichte der jungen Welt. Anlaß für die Aktion war unser Neustart vor zehn Jahren: Im April 1995 wurde die Tageszeitung junge Welt eingestellt, der damals herausgebende Verlag meldete Insolvenz an. Innerhalb weniger Tage gründeten Belegschaftsmitglieder den Verlag 8. Mai GmbH und gaben die Zeitung neu heraus. Die Eigentümerfrage war nur in einem längeren Zeitraum zu klären: Am 7. Oktober 1995 wurde die Genossenschaft LPG junge Welt eG gegründet, die dann 1998 stark genug war, die Mehrheit am Verlag 8. Mai GmbH zu übernehmen.
Wie aber feiert man so ein Jubiläum? Klar, indem man die junge Welt stärkt. Deshalb starteten wir unsere Aktion Festlesewochen. Anstelle von Glückwunschkarten baten wir unsere Leserinnen und Leser, die junge Welt für drei Wochen an Bekannte, Kollegen und Freunde (männlich wie weiblich) zu verschenken und, wenn möglich, sich an den Kosten für das dreiwöchige Testabo zu beteiligen. »Wir wollen es wissen: Wie viele solcher Testabos werden bis zum 18. Juni geschaltet?« schrieben wir zur Eröffnung der Aktion an dieser Stelle. Spekuliert hatten wir auf ein Ergebnis von 3000 Testabos. Am 18. Juni waren es dann aber über 5000. Im Rausch dieses Erfolges verlängerten wir die Aktion und wagten, die Zielstellung bis zum 18. September auf 8000 zu erhöhen – trotz Sommerpause. Tatsächlich haben uns 8150 Testabos erreicht.
Der Erfolg der Aktion ist darauf zurückzuführen, daß sich sehr viele Leserinnen und Leser aktiv beteiligt haben. Wir haben das Dreiwochenangebot aber auch per Handzettel und in Anzeigen bekannt gemacht – ebenfalls mit sehr guten Ergebnissen. Viele haben die junge Welt durch das Testabo neu oder wieder entdeckt. 55 Prozent der Testabos wurden in die alten Bundesländer geliefert (wobei in dieser Berechnung Berlin komplett zu den neuen Bundesländern gezählt wurde). Interessant ist auch, daß die Testabos relativ gleichmäßig auf alle Postleitzahlbereiche verteilt sind. Hamburg (Bereich 2) ist dabei am stärksten, dicht gefolgt vom Raum Hannover/ Kassel (Bereich 3) und dem Ruhrgebiet (Bereich 4). Überraschend ist, daß die Nachfrage nach dem Testabo bis zum Schluß ungebrochen hoch blieb. Um dieses Interesse auch weiterhin bedienen zu können, werden wir auch nach dem Ende der Festlesewochen das Dreiwochentestabo anbieten. Sie können also die junge Welt weiterempfehlen – und weiterhin auf das dreiwöchige Testabo hinweisen.
Zunächst aber stärkt dieses Ergebnis den Verlag der jungen Welt nicht automatisch: Rund 75000 Euro kosteten den Verlag alleine die Mehrausgaben für Druck, Versand und Akquise. Immerhin 15000 Euro davon wurden durch Spenden bzw. Kostenbeteiligung von den Leserinnen und Lesern selbst aufgebracht. Erfolgreich war die Aktion dennoch aus mehreren Gründen: Mindestens 16000 Personen haben die junge Welt durch sie kennengelernt (wir gehen davon aus, daß die junge Welt pro Abo mindestens von zwei Personen gelesen wird, nach unserer letzten, schon älteren Untersuchung waren es sogar 2,7 Lesende pro Aboausgabe). Ökonomisch entscheidend ist für uns allerdings der Bestand an bezahlten Abonnements. Im Zeitraum der Aktion konnten wir diesen positv entwickeln, weil die Zahl der Abozugänge die der Abgänge deutlich übertraf. Zum ersten Mal seit 1990 ist damit der Bestand an bezahlten Abonnements der jungen Welt über einen längeren Zeitraum hinweg spürbar gestiegen. Aber wir geben uns natürlich mit den bisherigen Ergebnissen noch nicht zufrieden: Jetzt kommt es darauf an, die junge Welt zu stärken, indem möglichst viele bezahlte Abos eingeworben werden. Mindestens 7000 der Testabonnenten haben den Coupon für einen längeren Bezug der jW noch nicht ausgefüllt. Darin sehen wir große Möglichkeiten, und hier rechnen wir auch weiter mit Ihrer Unterstützung.
Heute möchten wir uns ganz herzlich bei allen bedanken, die sich an den Festlesewochen aktiv beteiligt haben, sei es durch eine Spende, durch das Werben von Testabos oder indem sie für sich selbst ein Testabo bestellt haben. Nur durch gemeinsames Handeln ist dieser großartige Erfolg möglich geworden.
Verlag, Redaktion, Genossenschaft
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!