Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 04.02.2006, Seite 13 / Feuilleton

Enthüllt

Die italienische Journalistin Giuliana Sgrena (57), die vor einem Jahr im Irak entführt worden war, las am Donnerstag abend im Stuttgarter Theaterhaus aus ihrem neuen Buch »Friendly Fire! Als Geisel zwischen den Fronten«. Ihre Entführung sei exemplarisch dafür, wie unmenschlich der Irak nach drei Jahren Besatzung geworden sei, erklärte die Il Manifesto-Mitarbeiterin. Sie war am 4. Februar 2005 in Bagdad von der Gruppe »Mudschahedin ohne Grenzen« verschleppt und 28 Tage später wieder freigelassen worden. Eine halbe Stunde hatte sie mit verbundenen Augen in einem Auto gesessen, in dem sie schließlich der wohl beliebteste italienische Geheimdienstmitarbeiter fand: Nicola Calipari. Bei der Fahrt zum Flughafen wurde der Wagen von US-Soldaten beschossen. Calipari starb. Seither will Sgrena die Frage klären, warum »die Amerikaner den getötet haben, der mich befreit hat«. Vor allem aber will sie mit ihrem Buch das Bewußtsein für die Zustände im Irak schärfen: »Der Irak und die Menschen dort sind nicht mehr, was sie einmal waren«, sagte sie. Zwar müsse man Aktionen wie ihre Entführung verurteilen, die Ursachen dafür aber seien der Krieg und die Besatzung des Landes. »Die Amerikaner erschießen jeden Tag Irakis auf dieselbe Weise, wie Nicola Calipari erschossen wurde.« Sie verkauften das Öl, verwendeten den Erlös für ihre eigene Sicherheit, während Iraker verhungerten. »Man muß diesem Wahnsinn ein Ende bereiten«, forderte Sgrena. Die einzige Lösung sei sie ein sofortiger Abzug aller Truppen.  (AP/jW)

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