USA: Klage gegen die Degussa
Eine Gruppe jüdischer Opfer des Nazi-Regimes hat die US- Tochter des deutschen Konzerns Degussa verklagt, weil dieser sich am Zahngold und Schmuck von KZ-Opfern bereichert hat. Die Sammelklage reichte der Anwalt Edward Fagan im US-Bundesstaat New Jersey ein, wie am Donnerstag nach jW-Redaktionssschluß bekannt wurde. Fagan vertrat auch die Klagen gegen die Schweizer Großbanken und gegen die italienische Versicherung Assicurazioni Generali und erzielte hohe Vergleichssummen für seine Mandanten.
Die Rolle der Degussa bei den Nazi-Verbrechen war in den letzten Monaten Gegenstand von zahlreichen Medienberichten. Erwiesen ist, daß die Degussa Zahngold und Schmuck aus den Vernichtungslagern und Ghettos eingeschmolzen hat. Sie bewarb sich außerdem um die Anlieferung geraubten Eigentums von Juden aus dem Ghetto in Lodz. Zusammen mit der IG Farben gründete sie die Firma Degesch, die der SS das Zyklon B für die Gaskammern der Vernichtungslager lieferte.
Die Zahlung von Entschädigungen wegen der Bereicherung an dem geraubten Gold hatte die Degussa bisher abgelehnt. Mitte 1997 kündigte der Konzern an, er werde seine Geschichte während der Nazi-Zeit untersuchen lassen. Auf Vermittlung von Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, würden vom Jüdischen Weltkongreß benannte Historiker Zugang zu den Degussa- Archiven erhalten. Von Resultaten der angekündigten Forschungen war bisher nichts zu hören.
(jW/AFP)
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