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Aus: Ausgabe vom 02.03.2006, Seite 15 / Feuilleton

Da haben wir ihn

Im Mai sollen erstmals in Deutschland gentechnisch veränderte Pharmapflanzen auf freiem Feld angebaut werden. Dies geht aus Antragsunterlagen der Uni Rostock hervor, die dem Umweltinstitut München vorliegen. Rostocker Wissenschaftler haben Gene aus dem Cholera-Bakterium und aus einem Virus, das die hämorrhagische Kaninchenkrankheit (RHD) – meist tödlich verlaufend – hervorruft, in zwei Kartoffellinien transferiert. Diese sollen im Rahmen eines Freisetzungsversuchs in Großlüsewitz nahe Rostock angebaut werden und der Produktion von Impfstoffen gegen Cholera und RHD dienen. Der Versuch ist von Mai bis Oktober 2008 beantragt. »Niemand sollte Gene aus Pest oder Cholera, den Geißeln der Menschheit, in unsere Nahrungsmittel einbauen«, erklärte dazu Harald Nestler vom Vorstand des Umweltinstituts. »Eine Auskreuzung pharmazeutischer Wirkstoffe in Nahrungspflanzen könnte gravierende gesundheitliche Folgen für Menschen oder Tiere haben, die mit diesen Pflanzen in Berührung kommen. Kartoffelsalat mit Choleragenen ist ein unakzeptables und völlig unnötiges Risiko.« Das Umweltinstitut fordert vom zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, den Antrag der Uni abzulehnen, und vom Bundesforschungsministerium, keine weiteren Mittel für diese Pharmakartoffeln bereitzustellen.


(jW)

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