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Aus: Ausgabe vom 21.03.2006, Seite 16 / Sport

Dopingprozeß um Thomas Springstein. Kaputt genug

Magdeburg. Mit der Urteilsverkündung – 16 Monate auf Bewährung – endete am Montag vor dem Magdeburger Amtsgericht der Prozeß gegen den Leichtathletiktrainer Thomas Springstein (47), in dessen Haus 2004 Dopingsubstanzen nebst Schriftverkehr über deren Gebrauch gefunden worden waren. Das Urteil wird für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Sofern Springstein keinen Einspruch einlegt, ist es am kommenden Montag rechtskräftig.

Völlig regungslos nahm Springstein das Strafmaß zur Kenntnis, ausgesprochen für die »Abgabe von Arzneimitteln zu Dopingzwecken im Sport an Personen unter 18 Jahren«. Im dritten Dopingprozeß seiner Trainerlaufbahn wurde der gebürtige Sachse außerdem zu 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

»Wie wir mit dem Urteil umgehen, müssen wir noch beraten«, sagte Peter-Michael Diestel, der den Excoach zusammen mit Johann Schwenn vertreten hat. »Aber wir werden unserem Mandanten den Umstand schmackhaft machen, daß die Sache damit ein Ende hat.«


Oberstaatsanwalt Wolfram Klein hatte zu Beginn des siebten und letzten Verhandlungstages in Hinblick auf die zu erwartende Gesamtstrafe die Einstellung von sieben Anklagepunkten durchgesetzt, darunter Verstöße gegen das Heilpraktikergesetz. Fortan ging es ihm nur noch um den »besonders schweren Fall« Anne-Kathrin Elbe. »Von einer besonderen Schwere ist auszugehen, wenn man Dopingmittel an Minderjährige abgibt.«

Springstein selbst hat sich während der Verhandlung nicht geäußert. Seine Verteidiger bezweifelten in ihrem Plädoyer die Glaubwürdigkeit der einzig vernommenen Belastungszeugin Elbe. »Eine Intrige hat zu diesem Verfahren geführt«, meinte Diestel mit Bezug auf deren Wechsel zu Bayer Leverkusen, nachdem sie die Dopingmittel, die sie von Springstein erhalten haben will, an den Deutschen Leichtathletik-Verband weitergereicht hatte.

Richterin Astrid Raue und ihre beiden Schöffen hielten eine Bewährungsstrafe für angebracht, »weil wir keine Wiederholungsgefahr sehen«, so Raue in ihrer Urteilsbegründung. Springstein werde wohl nie wieder einen Trainerjob finden. (sid/jW)

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