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Aus: Ausgabe vom 22.03.2006, Seite 1 / Inland

Klinikärzte wollen Streik verschärfen

Tarifstreit im öffentlichen Dienst festgefahren
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat gestern das Angebot der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zur Vergütung der Klinikärzte strikt zurückgewiesen. »Faktisch bedeutet das Angebot sogar einen Einkommensverlust«, sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery. Montgomery warf den öffentlichen Arbeitgebern vor, ihr Angebot zur Einführung der 42-Stunden-Woche bedeute absolut gesehen zwar eine Einkommenssteigerung, auf die Stunde gerechnet jedoch einen Einkommensverlust von vier Prozent. Behauptungen der TdL, das Grundgehalt der Ärzte würde um über 15 Prozent steigen, seien nicht zutreffend. Die Ärztestreiks wurden unterdessen erneut ausgeweitet. Mehr als 4 000 Mediziner an elf Universitätskliniken und neun Landeskrankenhäusern legten die Arbeit nieder. Montgomery drohte zugleich mit einer weiteren Zuspitzung des Tarifstreits. Die seit vergangenem Donnerstag streikenden Ärzte hätten ihre Eskalationsfähigkeit gezeigt und »auch noch einiges im Köcher«. Am Mittwoch sollen 14 Uni-Kliniken und sechs Landeskrankenhäuser bestreikt werden. In Hannover ist zudem eine Großkundgebung geplant.

Unterdessen gingen in Berlin am Dienstag die Verhandlungen für die 2 200 Ärzte der Charité weiter. Berlin gehört wie Hessen nicht der TdL an. In Hessen wurden die Gespräche am Montag wieder aufgenommen. Sie sollen am Freitag fortgesetzt werden. Die Tarifunion des Deutschen Beamtenbundes (dbb) reagierte ebenfalls empört auf das TdL-Angebot an den Marburger Bund – aber aus anderen Gründen. Der TdL-Vorschlag, der im Einzelfall Einkommenssteigerungen von mehr als 30 Prozent für Ärzte an Universitätskliniken vorsieht, sei ein Versuch zur Spaltung der Beschäftigten.

Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes in den Kommunen Baden-Württembergs hat die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di indessen am Dienstag nachmittag über künftige Arbeitskampfmaßnahmen beraten. Die Große Tarifkommission von ver.di kam in Stuttgart zusammen, um über ihre künftige Streikstrategie zu beraten. (jW)



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