Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2024
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Aus: Ausgabe vom 28.03.2006, Seite 2 / Ausland

Gouverneur stoppt Kollaboration

Zusammenarbeit mit Besatzungstruppen in Bagdad nach Massaker eingestellt
Der Gouverneur von Bagdad, Hussein Al Tahan, hat bis auf weiteres jede Kooperation mit den US-geführten Besatzungstruppen untersagt. Erst müsse eine unabhängige Kommission ein Massaker in einer Moschee untersuchen. US-Armee und irakische Kollaborationskräfte machen sich gegenseitig für einen Angriff verantwortlich, bei dem am Sonntag in Bagdad mehrere junge Männer getötet worden waren.

Die US-Beatzungstruppen teilten am Montag mit, »irakische Antiterroreinheiten« hätten den Angriff im Nordwesten Bagdads ausgeführt. Bei der Militäroperation wurden nach US-Angaben 18 Menschen festgenommen und »16 Aufständische erschossen und drei verletzt«. Zudem sei ein Waffenlager mit 32 Schnellfeuergewehren, neun Granaten und zwei Raketenwerfen ausgehoben worden. Darüber hinaus sei eine irakische Geisel befreit worden. Die US-Armee habe lediglich als Berater für den Einsatz gedient. Vertreter der irakischen Regierung und Augenzeugen sagten jedoch, der Einsatz sei von US-Einheiten ausgeführt worden.

»Die amerikanischen Streitkräfte sind zur Gebetszeit in die Mustafa-Moschee gegangen und haben mehr als 20 Gläubige getötet«, sagte Hasim Al Aradschi, Sprecher des schiitischen Geistlichen Muqtada Al Sadr. »Sie haben sie gefesselt und erschossen.« Der besatzungsnahe Fernsehsender Al Irakija zeigte Aufnahmen von Leichen in blutiger Zivilkleidung in einem Raum, in dem keine Waffen zu sehen waren. Ein Sprecher von Ministerpräsident Ibrahim Al Dschaafari sagte, dieser sei über die Berichte sehr besorgt. Der US-Kommandeur im Irak, General George Casey, habe eine umfassende Untersuchung zugesichert – statt einer unabhängigen Kommission würden damit die mutmaßlichen Täter ihr eigenes Verbrechen untersuchen.

Bei einem Selbstmordanschlag auf einen amerikanisch-irakischen Militärstützpunkt bei Tal Afar wurden am Montag unterdessen mindestens 40 Menschen getötet und 30 weitere verletzt. Nach Angaben mehrerer Nachrichtenagenturen handelt es sich bei den Opfern um Iraker: Der Attentäter sprengte sich vor einem Rekrutierungsbüro der Streitkräfte in die Luft. US-Präsident George W. Bush hatte Tal Afar, daß etwa 50 Kilometer westlich von Mossul im Nordirak liegt, erst kürzlich als Beispiel für die gelungene Bekämpfung der Aufständischen angeführt. (AFP/AP/jW)