Tschau (Berlusconi zum ersten)
Seit Beginn der heißen Wahlkampfphase hat Silvio Berlusconi sich bereits mit Churchill, Napoleon und Jesus verglichen. Die drei Ausfälle im Wortlaut: »So wie Churchill gegen die Nazis gekämpft hat, werde ich gegen die Kommunisten kämpfen.« »Nur Napoleon hat mehr getan.« »Ich bin der Jesus Christus der Politik, ein Opfer, leidend, ich nehme alles auf mich, ich opfere mich für jeden.« Eine selbst für den Noch-Ministerpräser beachtliche Schwemme an Irrsinn. Im Zweikampf mit Romano Prodi, auf den Berlusconi heute abend zum zweiten und letzten Fernsehduell trifft, wird Pate Pappnase immer nervöser. Wie gehabt liegen Forza Italia und Konsorten in Meinungsumfragen hinter der Opposition zurück. Der Medienmops agiert immer seltener so aufgeputscht pseudosouverän, wie man das von ihm gewohnt ist. Am Freitag sinnierte er öffentlich darüber, was er im Falle einer Abwahl tun sollte: »Ich habe den geheimen Traum, weltweit Krankenhäuser zu bauen.« Mach doch! Berlusconi sei ein »brillanter Demagoge«, sagt John Harper, Professor für Europäische Studien an der John-Hopkins-Universität in Bologna. »Aber diesmal funktioniert es nicht. Er weiß, daß er in Schwierigkeiten ist, hat seinen Triumphalismus verloren.« Jonathan Hopkins, Dozent an der London School of Economics, äußerte sich prägnanter: »Er hat es echt versaut.« Das letzte, was noch stimmt, ist Berlusconis körperliche Gestalt. Auf den Plakaten wirkt er jünger als bei der Wahl 2001. Nach einer Transplantation hat der 69jährige deutlich mehr Haare und sieht nach einer Diät schlanker aus. Seine Dauerbräune aus dem Sonnenstudio ist nicht mehr ganz so widerlich, seit er vor einigen Monaten einen neuen Visagisten unter Vertrag nahm. Die Wahl ist am 8./9. April.
(AP/jW)
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