Schicksal von Pol Pot gibt weiterhin Rätsel auf
Das Rätselraten über Leben oder Tod des berüchtigten kambodschanischen Rote-Khmer-Führers Pol Pot ist auch am Wochenende nicht beendet worden. Am Sonnabend hatten beide Ministerpräsidenten erklärt, der 69jährige sei gefangengenommen worden und solle vor ein internationales Gericht gestellt werden. Am Sonntag erklärte der Zweite Ministerpräsident Hun Sen, Pol Pot sei tot. Aber für beide Darstellungen gab es keine unabhängige Bestätigung. Pol Pot wird für den Völkermord an zwei Millionen Menschen während seiner Schreckensherrschaft von 1975 bis 1979 verantwortlich gemacht.
Hun Sens Angaben wurden umgehend vom stellvertretenden Heereschef Nhek Bunchhay dementiert. Der General, der der FUNCINPEC des Ersten Ministerpräsidenten Norodom Ranariddh angehört, erklärte, er habe Pol Pot im Gewahrsam seiner einstigen Gefolgsleute gesehen, die nun das Ende ihres Kampfes versprochen hätten.
Hun Sen sagte, er habe die Nachricht von Pol Pots Tot vom stellvertretenden Innenminister Sar Kheng erhalten. Die Todesursache wisse er nicht. Obwohl er Zweifel an den Berichten über Pol Pots Schicksal habe, glaube er zum jetzigen Zeitpunkt, daß der Khmer-Führer entweder tot oder gefangengenommen worden sei. Sar Kheng sagte, er habe die Information über Pol Pots Tod im Radiosender der Roten Khmer gehört.
Am Sonnabend erklärten Hun Sen und Ranariddh gemeinsam vor Journalisten, Pol Pot sei an der Grenze zu Thailand im Norden Kambodschas von Abtrünnigen unter Arrest genommen worden. Der Gefangene solle in die Hauptstadt gebracht und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor ein UN-Gericht gestellt werden. Ranariddh, der an dieser Darstellung auch am Sonntag festhielt, wollte nicht sagen, woher er seine Information hat. Am Sonntag sagte er, der schwerkranke Pol Pot befinde sich auf dem Weg nach Anlong Veng, das als Hochburg der Roten Khmer gilt.
Die Ministerpräsidenten kündigten zudem an, UN- Generalsekretär Kofi Annan um die Einrichtung eines internationalen Tribunals bitten zu wollen. Pol Pot solle einen fairen Prozeß erhalten. In der kambodschanischen Verfassung ist die Todesstrafe nicht vorgesehen.
Vergangene Woche hatte es mehrmals Meldungen über eine Festnahme Pol Pots gegeben, die aber immer wieder dementiert wurden. Demnach haben sich die meisten der Rote-Khmer-Kämpfer von ihrem Führer abgewendet.
AP/jW
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