Aus: Ausgabe vom 20.04.2006, Seite 12 / Feuilleton
Verfälschtes Radio
Wer in Bayern leben muß und nicht vollständig verrückt werden will, der hört die Radiosendung »Zündfunk« auf Bayern 2. Mitten im Tran und Wahn des CSU-Reichs erschallt dort täglich eine Mixtur aus engagiertem Aufklärungsjournalismus und abseitiger Popmusik – ein linksliberales Wunder im ansonsten politisch total verkorksten Freistaat. Nun gubt es Bestrebungen des Bayerischen Rundfunks (BR), dieser Oase gegen Ende des Jahres den Saft abzudrehen. Statt dessen soll es eine sogenannte Jugendwelle geben, die fröhlich verblödelt vor sich hin dödelt. Es wäre ein weiterer Sieg des neoliberalen Formatradios über Intelligenz und Charakter. Eventuell, so ist aus Kreisen des BR zu erfahren, könnte der »Zündfunk« dort untergebracht werden, aber selbstverständlich derart, daß er an Relevanz einbüßt. Denn die ominöse Jugendwelle wird nicht mehr über UKW, sondern nur digital zu empfangen sein, was den Kauf eines teuren Digitalradioempfängers voraussetzt.
Die endgültige Entscheidung über die Zukunft des »Zündfunk« wird in einer Sitzung des Rundfunkrats des BR am 27. April gefällt. Bis dahin sammeln »Zündfunk«-Anhänger Protest- und Unterstützungsunterschriften unter www.zuendfunk-retten.de. (jW)
Die endgültige Entscheidung über die Zukunft des »Zündfunk« wird in einer Sitzung des Rundfunkrats des BR am 27. April gefällt. Bis dahin sammeln »Zündfunk«-Anhänger Protest- und Unterstützungsunterschriften unter www.zuendfunk-retten.de. (jW)
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