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Aus: Ausgabe vom 20.04.2006, Seite 16 / Sport

Fussball: Zauberer vom Zuckerhut

Mailand. Der AC Milan des abgewählten Silvio Berlusconi verlor am Dienstag abend ein Heimspiel der entscheidenden Sorte. Mit wehenden Fahnen gingen die »Rossoneri« im Halbfinalhinspiel der Champions League gegen den FC Barcelona unter. Das einzige Tor des Abends erzielte in Minute 57 Ludovic Giuly, der nur im Barca-Team stand, weil Lionel Messi und Henrik Larsson zur Zeit verletzt sind. Giuly mißt 1,64 Meter, machte kein Kopfballtor, hämmerte die Pille einfach volley in die Maschen. Aufgelegt hatte der Weltfußballer Ronaldinho. Vom ansatzlosen Schlagen der Flanke in den Stafraum bis zur wuchtigen Vollstreckung vergingen keine fünf Sekunden. Es gibt tatsächlich derzeit keinen auf der Welt wie Ronaldinho: Wenn der Druck am größten ist, hat der die allerschönsten Pässe im Fußgelenk. Schneller als jeder andere beim Fußballspiel und Spaß dabei. Wenige Minuten später traf er nach einem wiederum nur äußerst kurzen Antritt mit einem flachen Rechtsschuß den Pfosten und reagierte genau wie nach der Torvorlage: Er lachte. Zerknirscht nahmen die Gastgeber an dieser Stelle zur Kenntnis, daß kein Stich zu machen war. La Repubblica prophezeite dem AC Milan am Mittwoch bereits die nächste Eiszeit. »Giuly friert den AC Mailand ein«, schrieb das Blatt und kündigte eine »schwarze Phase« an. Diese begann am Mittwoch mit einem Trikotsponsoringvertrag über vier Jahre. Was »betandwin« dafür bezahlt, wurde nicht bekannt. Es dürften weniger als jene 110 Millionen Euro sein, die ein Trikotsponsor kürzlich erfolglos Barca angeboten hat. Präsident Joan Laporta erklärte der italienischen Gazzetta dello Sport am Dienstag, er habe ein solches Angebot abgelehnt. Zur bevorstehenden WM hat Ronaldinho sich nach dem Triumph von Mailand übrigens auch geäußert: »Ich denke, es wird Brasiliens WM. Es ist egal, ob ich dabei herausrage. Ich will einfach mein Bestes geben, damit wir die WM für uns entscheiden.« Wer darauf wettet, riskiert fast nichts. (sid/jW)