Dummgehalten
Andreas von Bülows Buch über die Internationale der Geheimdienste
Arnold SchölzelWas ist von einem Ex-Minister zu halten, der nach 25jähriger politischer Tätigkeit auf die Idee kommt, daß Geheimdienste nichts mit Demokratie am Hut haben, »an die Substanz demokratischer Glaubwürdigkeit gehen«, daß sie als Geheimdienste arbeiten - konspirativ, desinformierend, mit Mord und Totschlag, eben mit allem, was Freihandel und organisierte Kriminalität gemeinsam haben? Zu vermuten ist, daß der Mann seinen Ministerjob nicht ganz ausfüllen konnte, weil er dummgehalten wurde oder keinen Grundkurs in marxistischer Staatstheorie hatte. »Macht beginnt dort, wo der Stempel >geheim< drauf ist«, zitierte Andreas von Bülow selbst am Mittwoch abend in der Berliner Urania Hannah Arendt. Von Bülow, SPD-Bundestagabgeordneter von 1969 bis 1994, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium von 1976 bis 1980 und Forschungsminister von 1980 bis 1982, präsentierte vor rund 150 Hörern sein Buch »Im Namen des Staates. CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste«.
»Naiv«, »doof« sei er gewesen, als Helmut Schmidt ihn als Haushaltsexperten ins Ministerium schickte. Von Bülow flocht den Namen Nolte ein. Erst der Untersuchungsausschuß für Schalck-Golodkowskis KoKo habe ihn auf die Frage gebracht, wieso dort bei allen Themen Schluß war, die sich auch mit der West-Seite von Schalcks Tätigkeit befaßten.
Dem Erwachen aus dem dogmatischen Schlummer muß eine vierjährige Sammel-, Lese- und Verarbeitungsschlacht gefolgt sein, d...
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