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Aus: Ausgabe vom 25.04.2006, Seite 13 / Feuilleton

Gewinner

Kunst kommt sicher nicht von Können, sondern eher von künden. Wenn überhaupt.« Hat kürzlich Markus Lüpertz gesagt, der heute 65 wird. Lüpertz firmiert trotz oder gerade wegen solcher Einsichten sehr erfolgreich als Maler, Bildhauer, Lyriker. Seit 1988 ist er Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, an der er es als Student gerade mal ein Semester ausgehalten hat. Er trägt maßgeschneiderte Anzüge, inszeniert sich gern mit Gehstock und Krawattenperle. Seine Arbeiten sind weniger tiefgründig als ihre hochtrabenden Etiketten nahelegen (»dithyrambische Malerei« oder »Babylon-Architekturen«). Lüpertz ist einer, der mit der Zeit gegangen ist. Er war ihr nie weit voraus, genausowenig war er hintendran. 1963 hat er Pop-Art gemacht (»Donald Ducks Heimkehr«), zuletzt fast nur noch sehr abstraktes Zeug. Im vergangenen August beschädigte ein Irrer in Salzburg eine Mozart-Verarsche-Statue von Lüpertz (kleine Brüste, dralle Schenkel, Stummelarm). Derzeit fertigt der Kunstprofessor für den Bonner »Post-Tower«, die Zentrale des Global Logistic Player, eine Neun-Meter-Statue an. Man kann es unertäglich finden, wenn einer seine Anspruchslosigkeit und Korrumpierbarkeit so offen zur Schau stellt. Aber es gibt noch unsympathischere Zeitgeister. In seiner Jugend hat der »Malerfürst« viel Skat und Fußball gespielt, sogar mit und gegen Wolfgang Overath, seit mehr als 30 Jahre wirft er viel Geld zu diesem Fenster raus, hat einen eigenen Verein: Lokomotive Lüpertz. 1996 dichtete er eine Hommage auf »Udo die kleine Lichtkontrolle, ob die Sonne noch brennt« Lindenberg. Kurzer Auszug: »Wenn das Dunkelkammerrotlichtmilieu Heulbojenlichtinseln installiert,/Die man Kneipen nennt,/(...)Dann lebt der Sänger,/Lebt als Detektiv, lauernd auf Schicksale/Und dann das gebrüllte Wort,/Das geflüsterte Versprechen,/Das gestammelte und verlogene Wort ›ich liebe dich‹, aufleckt/Und das ›wievielkostetdieliebe‹ ausspuckt.« (AP/jW)

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