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Aus: Ausgabe vom 31.05.2006, Seite 6 / Ausland

Osttimors Präsident Gusmao übernimmt Kontrolle über Armee

Osttimors Präsident Gusmao übernimmt Kontrolle über Armee
Dili. Nach tagelanger Gewalt in Osttimors Haupstadt Dili hat Präsident Xanana Gusmao die Kontrolle über die Armee des Landes übernommen. Dies teilte Gusmao am Dienstag nach zweitägigen Krisengesprächen mit Regierungschef Mari Alkatiri mit, der bislang die oberste Befehlsgewalt innehatte. Trotz des Einsatzes von rund 2500 Soldaten aus dem Ausland versinkt Dili seit Tagen in Anarchie.

Er werde zunächst für 30 Tage die Befehlsgewalt übernehmen, kündigte Gusmao weiter an. Der einstige Unabhängigkeitsheld betonte, die Entscheidung sei »in enger Zusammenarbeit« mit dem Regierungschef und seinem Kabinett gefallen. Alkatiri hatte am Wochenende den Präsidenten beschuldigt, die Unruhen in Dili zum Vorwand zu nehmen, um ihn aus dem Amt zu drängen. Auslöser der Unruhen war die Entscheidung des Regierungschefs, Ende April mehr als ein Drittel der Soldaten unehrenhaft aus der Armee zu entlassen, die gegen ihre ungerechte Behandlung durch Offiziere aus dem Osten des Landes protestiert hatten.

Gefechte zwischen rivalisierenden Jugendbanden aus dem Ost- und Westteil des kleinen Landes flammten am Dienstag morgen wieder auf. Das Foto zeigt einen australischen Soldaten, der versucht, Gewalttaten einer solchen Gruppe zu verhindern. Nur hundert Meter vom Präsidentschaftspalast entfernt setzten mit Buschmessern und Eisenstangen bewaffnete Banden Gebäude und Autos in Brand; immer wieder kam es zu Plünderungen. Plünderer drangen auch in die Büros von Generalstaatsanwalt Longuinos Monteiro ein und raubten 150 Computer. Auf ihnen seien zahlreiche Dokumente zu den Massakern nach Osttimors Unabhängigkeitsreferendum von 1999 gespeichert gewesen, sagte Monteiro. Auf Fotos, Videos und Tonbandaufzeichnungen seien zahlreiche Gewaltakte der indonesischen Armee und ihrer Milizen dokumentiert. 99 Prozent der Dokumente seien nun beschädigt oder fehlten ganz.


Der Westen und der Osten des jungen Staates sind tief gespalten, seit aus dem Westteil stammende pro-indonesische Milizionäre mit Unterstützung der indonesischen Armee nach dem Unabhängigkeitsreferendum auf der von Jakarta annektierten Insel in einer Art Strafaktion 1400 Menschen ermordeten. Erst auf Intervention Australiens endete das Morden; seit 2002 ist die ehemalige portugiesische Kolonie unabhängig.

(AFP/jW)

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