Reclam-Filmbuch

Die persönliche Film-Kanonbildung wird immer einfacher. Mußte man früher mikrokosmisch zu verortende Programmkinos in fernen Städten aufsuchen, um dies oder das zu sehen, gibt es heute ganz viel auf DVD, eine der letzten boomenden Sparten der Unterhaltungsindustrie. Damit man weiß, was man da gucken kann und soll greift man vorzugsweise zu »Reclams Filmklassiker«, dem besten deutschsprachigen Übersichtswerk, das nun in erweiterter Fassung vorliegt. Sehr gut und sehr anschaulich geschrieben, werden auf 2200 Seiten die »Klassiker«, also das anspruchsvolle Mainstreamkino aus allen Epochen, abgehandelt, und trotzdem bleibt alles handlich und übersichtlich – der alte Reclam-Format-Trick. Neu ist Band 5, der von 1993 bis 2005 reicht. Letzter eingetragener Film: »Million Dollar Baby« von Clint Eastwood. Man könnte die letzten zwei Sätze des dazugehörigen Artikels auch als den Start des Lesers, der die 2200 Seiten durchgearbeitet hat, in die neue Kanonwelt verstehen: »Ein langer Blick, kein Ausweg.Als er dann ade sagt, ist dies auch ein Abschied von seinem bisherigen Leben, für immer«.

(jW)

Thomas Koebner (Hg.): Reclam Filmklassiker. Reclam, Stuttgart 2006, 2200 S., 42,90 Euro