Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 25.07.2006, Seite 13 / Feuilleton

Verklagswesen

Vieles ist über »Esra« geschrieben worden, den Roman von Maxim Biller, der Persönlichkeitsrechte verletzt und deshalb verboten ist. Zuletzt hat sich Frank Schäfer in dieser Zeitung ausführlich über das Buch geäußert (im Rahmen seiner Serie »Zensur, Zensur« am 28. Februar 2006). Weil der Fall schon vor dem Bundesgerichtshof BGH) verhandelt wurde, ging man bislang davon aus, daß er vom Tisch sei. Der Deutsche P.E.N., der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Verband deutscher Schriftsteller hatten sich vor dem BGH gegen ein Verbot des Buchs stark gemacht, die Niederlage dann aber eingesteckt. Jetzt haben die zwei Klägerinnen, die sich im Roman wiedererkannt hatten, den Autoren und seinen Verlag auch noch auf 100000 Euro Schmerzensgeld verklagt – für ein Buch, das nie erschienen ist. Am 9. August wird das Münchner Landgericht über die Sache zu entscheiden haben. Als erste Reaktion haben 100 Kulturschaffende einen Aufruf unterzeichnet, in dem es u. a. heißt: »100000 Euro: Das ist eine Summe, welche, wenn er sie zahlen müßte, nicht nur Maxim Biller ruinieren würde. Es wäre der Ruin der Literatur, es wäre der Bankrott der Kunstfreiheit, wenn künftig jeder, der sich in einem Werk der Fiktion wiederzuerkennen glaubt, auf Schadensersatz klagte.« Zu den Unterzeichnern gehören Herbert Achternbusch, Sibylle Berg, Jutta Ditfurth, Freimut Duve, Jakob Hein, Elfriede Jelinek, Wladimir Kaminer, Dani Levy, Joachim Lottmann, Thomas Meinecke, Robert Menasse, Albert Ostermaier, Volker Panzer, Armin Petras, Fritz J. Raddatz, Christoph Schlingensief, Uwe Timm, Günter Wallraff, Peter Zadek und Feridun Zaimoglu. (jW)

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