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Aus: Ausgabe vom 05.08.2006, Seite 12 / Feuilleton

Nazidiva tot

In der Nacht zum Donnerstag starb in Schruns/Österreich im Alter von 90 Jahren die Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf. Herbert von Karajan bezeichnete die klassische Operndiva (ein Auslaufmodell) 1946 als »die vielleicht beste Sängerin Europas«. Auf Einladung Karajans sang sie im Jahr darauf bei den Salzburger Festspielen die Susanne in Mozarts »Hochzeit des Figaro«. Es war ihr weltweiter Durchbruch. Bis 1979 sang sie auf den großen Bühnen in London, New York, kam aber immer wieder auch nach Bayreuth. Nach ihrem Abschied vom Gesangsgeschäft nahm die gebürtige Schlesierin die britische Staatsangehörigkeit an. Erst in den 90ern befaßten sich die Opernliebhaber dieser Welt dann etwas ausführlicher damit, daß Schwarzkopf ihr Operndebüt 1938 in Berlin gegeben hatte, als Blumenmädchen in Wagners »Parsifal«. 1941 hatte sie in Berlin einen ersten Erfolg als Zerbinetta in »Ariadne auf Naxos«. 1942 ging sie nach Wien. Weil sie außerdem jahrelang NSDAP-Mitglied war, nannte die New York Times sie anderthalb Jahrzehnte nach ihrem Karriereende mit Fug und Recht eine »Nazidiva«. Sie antwortete darauf, sie habe den Beitritt damals nur beantragt, um Sängerin bleiben zu können: »Mein ganzes Leben lang habe ich nichts anderes getan als zu singen, zu singen, zu singen«. In der Süddeutschen Zeitung vom Freitag nahm der Nachruf auf die »sentimentalische Künstlerin« fast eine komplette Seite ein, ihre Nazivergangenheit wurde mit keinem Wort erwähnt. (AFP/AP/jW)

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