Aus: Ausgabe vom 02.09.2006, Seite 3 / Schwerpunkt
Kampfverband von Beginn an
Der »Bund der Vertriebenen« (BdV) betrachtet sich selbst als »der einzige repräsentative Verband der rund 15 Millionen Deutschen, die infolge Flucht, Vertreibung und Aussiedlung in der Bundesrepublik Deutschland Aufnahme gefunden haben und noch finden«. Wegen der »Fürsorge für Vertriebene und Aussiedler« ist ihm zuletzt 1963 vom Finanzamt Bonn die »Gemeinnützigkeit« zuerkannt worden. In den 16 Landesverbänden und 21 Landsmannschaften sind in 6000 regionalen Gliederungen und etwa 1000 Heimatvereinigungen nach eigenen Angaben derzeit zwei Millionen Mitglieder organisiert. Die von den Alliierten bis 1948 verbotenen Landsmannschaften schlossen sich im Oktober 1957 zusammen und konstituierten sich dann am 14. Dezember 1958 in Westberlin zum »Bund der Vertriebenen«.
»Vorarbeiten« dazu waren vor allem durch ehemalige Funktionäre des Naziregimes aus dem »Gau Sudetenland« geleistet worden, die sich seit 1950 »Witikobund« nannten und in der Folge die Politik der »Sudetendeutschen Landsmannschaft« (SL) dominierten. Aus einer Mitgliederliste des »Witikobundes« von 1958 geht hervor, daß von insgesamt 634 Mitgliedern über 600 Nazifunktionsträger waren.
Die attestierte »Fürsorge für Vertriebene und Aussiedler« spielte bei Gründung des Dachverbandes nur noch eine Nebenrolle. Für die von der Bundesregierung betriebene Politik der Nichtanerkennung der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges war der Verband von seiner Gründung an erklärtermaßen ein Instrument zur Durchsetzung ihrer territorialen Ansprüche. Der Kampf »um das Heimatrecht« trete jetzt in das »entscheidende Stadium«, hatte der am »Volkstumskampf« in den Jahren von 1933 bis 1945 theoretisch wie praktisch beteiligte Bundesvertriebenenminister Theodor Oberländer (1963 bis 1960) im Juli 1958 auf einer Arbeitstagung des niedersächsischen Landesverbandes erklärt. Darum wäre es »wirkungsvoller, wenn die Vertriebenenverbände sich bis Ende September organisatorisch zusammenschließen würden«. Was weisungsgemäß einen Monat später dann auch geschah.
Den Platz der Revanchistenverbände im Rahmen der Regierungspolitik beschrieb der 1967 zum Sprecher der SL berufene »Witikone« Walter Becher, Mitglied der NSDAP seit 1938 und vorher der Henleinpartei, Verfasser übler antisemitischer Artikel im Sudetenland, 1965 einmal so: »Wir dürfen nicht davon ausgehen, daß die Bundesregierung Erhard schlecht ist. Sie ist besser als ihr Ruf. Die Bundesregierung hat ihre Aufgabe, der BdV und die Landsmannschaften die ihre. Aber der BdV muß zwei Lautstärken lauter sein als die Bundesregierung, damit die Bundesregierung einen Ton stärker werden kann.«
(hd)
»Vorarbeiten« dazu waren vor allem durch ehemalige Funktionäre des Naziregimes aus dem »Gau Sudetenland« geleistet worden, die sich seit 1950 »Witikobund« nannten und in der Folge die Politik der »Sudetendeutschen Landsmannschaft« (SL) dominierten. Aus einer Mitgliederliste des »Witikobundes« von 1958 geht hervor, daß von insgesamt 634 Mitgliedern über 600 Nazifunktionsträger waren.
Die attestierte »Fürsorge für Vertriebene und Aussiedler« spielte bei Gründung des Dachverbandes nur noch eine Nebenrolle. Für die von der Bundesregierung betriebene Politik der Nichtanerkennung der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges war der Verband von seiner Gründung an erklärtermaßen ein Instrument zur Durchsetzung ihrer territorialen Ansprüche. Der Kampf »um das Heimatrecht« trete jetzt in das »entscheidende Stadium«, hatte der am »Volkstumskampf« in den Jahren von 1933 bis 1945 theoretisch wie praktisch beteiligte Bundesvertriebenenminister Theodor Oberländer (1963 bis 1960) im Juli 1958 auf einer Arbeitstagung des niedersächsischen Landesverbandes erklärt. Darum wäre es »wirkungsvoller, wenn die Vertriebenenverbände sich bis Ende September organisatorisch zusammenschließen würden«. Was weisungsgemäß einen Monat später dann auch geschah.
Den Platz der Revanchistenverbände im Rahmen der Regierungspolitik beschrieb der 1967 zum Sprecher der SL berufene »Witikone« Walter Becher, Mitglied der NSDAP seit 1938 und vorher der Henleinpartei, Verfasser übler antisemitischer Artikel im Sudetenland, 1965 einmal so: »Wir dürfen nicht davon ausgehen, daß die Bundesregierung Erhard schlecht ist. Sie ist besser als ihr Ruf. Die Bundesregierung hat ihre Aufgabe, der BdV und die Landsmannschaften die ihre. Aber der BdV muß zwei Lautstärken lauter sein als die Bundesregierung, damit die Bundesregierung einen Ton stärker werden kann.«
(hd)
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