Gedenkstätte Ziegenhals: Erklärung zum Tag des offenen Denkmals
Sagen wir getrost: Tag des offenen Denkmals für restaurierte Herrenhäuser, Prunkgemächer von Königen, Fürsten, Militaristen und Nazis, und Würdigung derer, die diese pflegen und huldigen. Gleichzeitig Totschweigen von Stätten, die den frühesten und mutigsten antifaschistischen Widerstand gewidmet sind, wie z. B. der »Ernst-Thälmann-Gedenkstätte« in Ziegenhals. Hier, im »Sporthaus«, hielt Thälmann seine historische Rede, eine Woche nach Hitlers Machtantritt, am 7. Februar 1933 (...)
Diesem bedeutenden Ereignis (...) ist diese Gedenkstätte an authentischem Ort gewidmet. Sie wurde ob ihres historischen, wissenschaftlichen und ihres Seltenheitswertes – auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Gutachtens des brandenburgischen Amtes für Denkmalpflege und seiner Empfehlung – vom Landrat des Kreises Dahme-Spreewald am 18. März 2004 erneut und sogar erweitert auf alle Teile der Gedenkstätte unter Denkmalschutz gestellt. Wenige Monate später jedoch von diesem, mit Verlagerungsauflagen, dem Objekteigentümer zum Abriß freigegeben. Dieser – Chef der Oberen Bauaufsicht im Land Brandenburg – hatte das Objekt 2002 »für private Interessen« spottbillig ersteigert, jedoch die Auktionshinweise und Kaufvertragsfestlegungen, daß sich hier die denkmalgeschützte Ernst-Thälmann-Gedenkstätte befindet, deren öffentliche Nutzung weiterhin zu gewährleiten und das Gesamtobjekt unter Umgebungsschutz steht, nie eingehalten. Ja, er hat den Freundeskreis, der die Gedenkstätte gepflegt hat, und die Öffentlichkeit klammheimlich über Nacht vor die Tür gesetzt. Sie dürfen seitdem das Objekt nicht mehr betreten und müssen ihre Gedenkveranstaltungen auf der Straße vor dem Objekt durchführen. Weder der zuständige Landrat noch der Eigentümer haben etwas zum Schutz und Erhalt der Gedenkstätte unternommen, ja, sie lassen sie regelrecht verrotten. So konnte sie Anfang 2006 geschändet und die Thälmann-Büste (ein Unikat) gestohlen werden. Die Polizei hat die Suche nach dem Täter eingestellt, weil keine Hinweise auf ihn vorhanden seien. (...)
Welch eine politisch hochbrisante Schande für dieses Land. Welch eine Entwürdigung der frühesten, mutigsten und aufopferungsvollsten Kämpfer gegen Faschismus und Krieg. Welche Mißachtung eines der ruhmvollsten Kapitel deutscher Geschichte. Wie entlarvend ist das alles für jene, die sich am Tag des offenen Denkmals als Denkmalschützer, ehrende obere Denkmalschützer brüsten. Am Tag des offenen Denkmals, der gleichzeitig auch der Tag der Mahnung und Begegnung im Gedenken an die Opfer des Faschismus ist. Wann endlich sind sie bereit, diese weltweite Schande von diesem Land abzuwenden, für die Erinnerung an Kaiser, Könige, Leuteschinder, Militaristen und Kriegsverbrecher wie Hitler und seine Kumpane nicht mehr Millionen zu vergeuden (...)?
Es sei diesen Leuten gesagt: Heute und in Zukunft kann sich keiner mehr herausreden, er hätte nichts gewußt, und er wisse nicht, was er tut!
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