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Aus: Ausgabe vom 04.10.2006, Seite 16 / Sport

Glück und Scheidung

DFeB-Desaster abgewendet: Die Fecht-WM in Turin
Geschlagener Olympiasieger: Aldo Montano (Italien) mußte Mihai C
Geschlagener Olympiasieger: Aldo Montano (Italien) mußte Mihai Covaliu (Rumänien) den Titel überlassen
Peter Joppich aus Koblenz hat dem Deutschen Fechter-Bund (DFeB) bei der WM in Turin am Dienstag die erste Medaille gesichert und hatte am Abend sogar Gold im Visier. Der 23 Jahre alte Weltmeister von 2003 in Havanna besiegte im Viertelfinale den Bonner Benjamin Kleibrink hauchdünn 15:14 und traf im Halbfinale auf den Chinesen Sheng Lei. »Ich bin überglücklich, daß ich nach all den Verletzungen in diesem Jahr eine WM-Medaille sicher habe. Ein phantastisches Gefühl«, sagte der Weltranglistenvierte.

Laut Bundestrainer Ullrich Schreck ist Joppich ohnehin Deutschlands derzeit einziger Fechter mit Starpotential. Der Florett-Spezialist hatte im Kampf gegen Kleibrink erneut Nerven aus Stahl und gewann trotz eines 13:14-Rückstands am Ende noch mit 15:14. Und das, obwohl er die Hälfte des Gefechts mit einer schmerzhaften Wunde am Hals fechten mußte. »Intimfeind« Kleibrink hatte Joppich, der in diesem Jahr bereits mit einer hartnäckigen Hirnhautentzündung zu kämpfen hatte, mit dem Florett unabsichtlich verletzt.

Nach der Pleite von Ex-Vizeweltmeisterin Anja Müller im Florett-Einzel zum WM-Beginn am Sonntag und den glanzlosen Auftritten der »Säbler« sowie dem enttäuschenden Abschneiden der Degenherren und -damen polierte Joppich die Bilanz des DFeB dann doch noch auf. Ohne Medaille hätte das schlechteste Abschneiden seit 32 Jahren gedroht. Zuletzt waren die Fechter 1974 in Grenoble ohne Einzelmedaille geblieben.

Völlig enttäuscht packte unterdessen Florett-Spezialist Ralf Bißdorf (Heidenheim) seine Koffer und reiste nach seiner Achtelfinal-Niederlage gegen den Japaner Yusuke Fuduka (11:15) noch am Dienstag aus Turin ab. Bundestrainer Ullrich Schreck hatte schon im Vorfeld der WM erklärt, daß er den Europameister im Teamwettbewerb am kommenden Samstag nicht einsetzen wird.

»Natürlich bin ich total enttäuscht«, meinte Bißdorf, der sich in den nächsten Tagen über seine weitere Karriereplanung Gedanken machen will: »Es gibt da noch keine Tendenz. Aber bevor ich heirate, muß ich auf jeden Fall erstmal ein Scheidungsjahr im Fechten einlegen.« Bißdorf ist mit Säbelfechterin Stefanie Kubissa liiert.

Unterdessen erlebten die Degendamen wie schon im vergangenen Jahr in Leipzig ein Debakel. Nachdem Europameisterin Claudia Bokel (Tauberbischofsheim), Britta Heidemann und Marijana Markovic (beide Leverkusen) bereits vorzeitig sang- und klanglos ausgeschieden waren, mußte im Achtelfinale auch die Weltranglistenzweite Imke Duplitzer die Segel streichen. Die 31jährige unterlag der 25 Plätze hinter ihr notierten Ungarin Timea Nagy 14:15.

(sid/jW)

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