Aus: Ausgabe vom 12.10.2006, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
»Wir Deutschen«. DFG und Lobbyismus
Daß in diesem Jahr alle naturwissenschaftlichen Nobelpreise an US-Forscher gehen, ist nach Ansicht des Vizepräsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Helmut Schwarz, das Ergebnis geschickter Lobbyarbeit. Zwar hätten die aktuellen Laureaten für Medizin, Physik und Chemie die Anerkennung verdient, aber in Europa oder Asien hätte man ebenso würdige Preisträger finden können, sagte Schwarz der Berliner Zeitung.
Die großen US-Universitäten und Forschungsorganisationen legen sich nach seinen Worten bereits ein Jahr vor der Wahl auf wenige Kandidaten aus dem eigenen Land fest. Wenn das schwedische Nobelpreiskomitee dann weltweit um Kandidatenvorschläge bitte, würden die Amerikaner ihre vereinbarten Favoriten nennen. »Zum Schluß kommen so viele Stimmen zusammen, daß die Nobelversammlung um diese Vorschläge nicht mehr herumkommt«, sagte Schwarz, der an der Technischen Universität Berlin Chemie lehrt.
In keinem anderen Land sei dieses System so perfekt wie in den USA. Allerdings hätten auch die Japaner bereits erkannt, wie das Spiel funktoniere. Sie hätten eine Agentur in Stockholm eingerichtet, die japanische Forscher als Nobelpreiskandidaten ins Gespräch bringe. Schwarz: »Das hat sich in den vergangenen Jahren auch schon in Form von Physik- und Chemiepreisen ausgezahlt.«
In Deutschland hingegen schlage jeder, der gefragt werde, eigene Kandidaten vor. Weil man sich nicht abstimme, gebe es auch vergleichsweise wenige deutsche Nobelpreisträger. Weiter sagte Schwarz: »Wir Deutschen haben offenbar ein Problem damit, uns selbst zu loben.« Verbesserungen erwartet der DFG-Vizepräsident von dem Exzellenzwettbewerb der Universitäten. »Die künftigen Elite-Unis werden stark zusammenhalten«, sagte er dem Blatt.
(AP/jW)
Die großen US-Universitäten und Forschungsorganisationen legen sich nach seinen Worten bereits ein Jahr vor der Wahl auf wenige Kandidaten aus dem eigenen Land fest. Wenn das schwedische Nobelpreiskomitee dann weltweit um Kandidatenvorschläge bitte, würden die Amerikaner ihre vereinbarten Favoriten nennen. »Zum Schluß kommen so viele Stimmen zusammen, daß die Nobelversammlung um diese Vorschläge nicht mehr herumkommt«, sagte Schwarz, der an der Technischen Universität Berlin Chemie lehrt.
In keinem anderen Land sei dieses System so perfekt wie in den USA. Allerdings hätten auch die Japaner bereits erkannt, wie das Spiel funktoniere. Sie hätten eine Agentur in Stockholm eingerichtet, die japanische Forscher als Nobelpreiskandidaten ins Gespräch bringe. Schwarz: »Das hat sich in den vergangenen Jahren auch schon in Form von Physik- und Chemiepreisen ausgezahlt.«
In Deutschland hingegen schlage jeder, der gefragt werde, eigene Kandidaten vor. Weil man sich nicht abstimme, gebe es auch vergleichsweise wenige deutsche Nobelpreisträger. Weiter sagte Schwarz: »Wir Deutschen haben offenbar ein Problem damit, uns selbst zu loben.« Verbesserungen erwartet der DFG-Vizepräsident von dem Exzellenzwettbewerb der Universitäten. »Die künftigen Elite-Unis werden stark zusammenhalten«, sagte er dem Blatt.
(AP/jW)
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vom 12.10.2006