Italien: Lebenslange Haft für SS-Offiziere bestätigt
Der italienische Kassationsgerichtshof hat am Montag abend die im März verhängte lebenslange Haftstrafe für die ehemaligen SS-Offiziere Erich Priebke und Karl Hass bestätigt. Nach vierstündigen Beratungen wies die erste Strafkammer des Gerichts in Rom den Revisionsantrag der Verteidigung ab. Der inzwischen 85jährige Priebke und der ein Jahr ältere Hass waren wegen ihrer Beteiligung am Massenmord in den Ardeatinischen Höhlen im Jahr 1944 verurteilt worden. Das Massaker an 335 Zivilisten bei Rom war ein Racheakt für einen Angriff auf SS-Leute, bei denen 33 Faschisten getötet wurden. Die Familien der Nazi-Opfer begrüßten die Entscheidung des Kassationsgerichtshofs. Priebkes Verteidiger kündigte jedoch an, das Urteil erneut anfechten zu wollen. Möglicherweise komme auch ein Gnadengesuch bei Italiens Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro in Frage.
»Das ist ein Sieg für die Gerechtigkeit«, sagte der Vorsitzende der Vereinigung ANFIM, Giovanni Gigliozzi, nach der Entscheidung des Gerichts. Im vergangenen Jahr waren Priebke zu 15 Jahren und Hass zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden, erhielten jedoch aus humanitären Gründen sofort einen Straferlaß von zehn Jahren. Scharfe Proteste in der italienischen Öffentlichkeit hatten zu einem Berufungsverfahren geführt, bei dem die beiden SS-Offiziere zu jeweils lebenslanger Haft verurteilt worden waren. Bei dem Prozeß hatten sie gestanden, jeweils zwei Gefangene erschossen zu haben. Dabei beriefen sie sich auf Befehlsnotstand: Die Anweisung zur Exekution der Gefangenen sei direkt von Hitler gekommen.
Priebke war 1995 in Argentinien aufgespürt worden, wo er seit den 50er Jahren unbehelligt ilebte. Hass hatte sich während des Priebke-Prozesses selbst zu Wort gemeldet und war erst daraufhin ebenfalls angeklagt worden. Beide stehen unter Hausarrest.
jW/AFP
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