Aus: Ausgabe vom 25.10.2006, Seite 13 / Feuilleton
Ins Depot
Werner Tübke erhielt 1970 den Auftrag, ein Wandbild für das Foyer im Hauptgebäude der Uni Leipzig anzufertigen, Thema »Arbeiterklasse und Intelligenz«. In den folgenden Monaten entstanden eine Vielzahl von Studien (Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen). Von zwei Italienreisen ließ der Maler sich inspirieren (1971 und 1972). Ins Bild setzte er die Vereinigung von geistiger und körperlicher Arbeit in einer Gemeinschaft sich frei entfaltender Individuen. Besondere Berücksichtigung fand dabei die konkrete, auch personelle Situation an der Leipziger Uni. Mehr als 100 Einzelfiguren hat Tübke für die Arbeit akribisch porträtiert: Repräsentanten des Wissenschaftsbetriebs, Politiker, Arbeiter und Sudenten. 1973 wurde das Wandbild angebracht. Es besteht aus zwölf Holztafeln, mißt 13,8 mal 2,7 Meter. Auch sein vollständiger Titel ist von beachtlicher Länge: »Arbeiterklasse und Intelligenz sind im Sozialismus unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei untrennbar verbunden«. Im vergangen Frühjahr wurde es wegen der Campusneugestaltung ins Museum der bildenden Künste Leipzig geschafft. Hier wird es demnächst ins Depot wandern, voraussichtlich bis 2009. Zur Zeit ist es im Rahmen einer Tübke-Ausstellung noch zugänglich. Heute, 19, Uhr, veranstaltet das Museum vor dem Bild eine Podiumsdiskussion. Geladen sind zwei Herren: Erich Loest zum Schimpfen über Auftragskunst im Allgemeinen und Besonderen und Karl-Siegbert Rehberg, der an der Uni Dresden zur DDR-Kunstförderung arbeitet.
(jW)
(jW)
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