Aus: Ausgabe vom 14.11.2006, Seite 13 / Feuilleton
Biermann rätselt
Der vor 30 Jahren aus der DDR ausgebürgerte Dauerschnurrbartträger Wolf Biermann hat kein Verständnis dafür, wenn Menschen der DDR nachtrauern. »Das ist eine große Form von Heuchelei oder grotesker Selbsttäuschung«, sagte der 69jährige der Münchner Abendzeitung. Früher war der Hansdampf in allen Peinlichkeiten anderer Meinung. Als er ausgebürgert wurde, habe er gedacht, sein Leben sei zu Ende. Er habe darüber nachgedacht, was er noch machen könne: »Gedichte? Lieder? Worüber denn und für wen?« Er sei weder geistig noch seelisch auf den Westen vorbereitet gewesen. Damals habe er Sehnsucht nach der DDR gehabt, »weil ich Todesangst hatte, daß die Musen mich im Westen nicht mehr küssen, ich nichts mehr zustande bringen würde«, sagte der Georg-Büchner-Preismitnehmer. Ein weiterer verpaßter historischer Moment.
(ddp/jW)
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