Aus: Ausgabe vom 27.11.2006, Seite 15 / Politisches Buch
Neu erschienen: analyse kritik
Die neue Ausgabe der »zeitung für linke debatte« widmet sich dem bevorstehenden G8-Gipfel in Heiligendamm. Neben einem ausführlichen Bericht über die Mühen in den Niederungen der Protestbewegung, sprich: das letzte bündnispolitische Vorbereitungstreffen von Globalisierungskritikern in Rostock, analysiert Sabine Nuss den Versuch der »Antipiraten«, gegen sogenannte Raubkopien – vorwiegend aus Rußland und China – zu Felde zu ziehen. Auf dem Ostseegipfel soll von den mächtigen acht Staaten zum einen »ein internationales Rechtsregime zur Etablierung von Privateigentum etabliert werden als Voraussetzung von Marktwirtschaft und Freihandel für sogenannte wissenbasierte Produkte«. Zum anderen solle damit der in den Industrieländern vorherrschende technologische Vorsprung gegenüber den Schwellenländern abgesichert werden.
Elmar Borg untersucht im Beitrag »Die Rückkehr der Lumpen«, wie das Bürgertum die Unterschicht entdeckt. Gegenwärtig sei »eine ganze neue Variante der Debatte um Integration und Parallelgesellschaft« zu erleben. »Die Klagen über die Unkultur der Unterschicht«, schreibt Borg weiter, »repräsentieren den ewig gleichen überheblich-furchtsamen Blick des Bürgers auf das Proletariat, der Ober- auf die Unterstadt und die Schmuddelkinder.« Während die alte Arbeiterklasse sich noch an bürgerlichen Werten orientiert habe, werde die heutige Unterschicht als »bildungsfern« etikettiert. Oder kurz: Glotze statt Goethe.
Eine Denkschrift der Evangelischen Kirche Deutschlands versucht Trost zu spenden, denn die »Armen« hätten auch »Stärken«. Diese Stärken bestehen z.B. in der Spontaneität, der Fähigkeit zu Überleben, im Humor und in durchaus lustbetonten Gemeinschaftsformen. Erfahrungen gemeinsamen Feierns sind ganz wesentliche Punkte des Kontakts zu Armen und ihrer Anerkennung und Aktivierung.« Borg urteilt dazu nüchtern: »So ähnlich haben weiße Kolonisatoren über ›wilde Naturvölker‹ gesprochen, bevor sie sie getauft, ›zivilisiert‹ und/oder ausgerottet haben.«
(rg)
Elmar Borg untersucht im Beitrag »Die Rückkehr der Lumpen«, wie das Bürgertum die Unterschicht entdeckt. Gegenwärtig sei »eine ganze neue Variante der Debatte um Integration und Parallelgesellschaft« zu erleben. »Die Klagen über die Unkultur der Unterschicht«, schreibt Borg weiter, »repräsentieren den ewig gleichen überheblich-furchtsamen Blick des Bürgers auf das Proletariat, der Ober- auf die Unterstadt und die Schmuddelkinder.« Während die alte Arbeiterklasse sich noch an bürgerlichen Werten orientiert habe, werde die heutige Unterschicht als »bildungsfern« etikettiert. Oder kurz: Glotze statt Goethe.
Eine Denkschrift der Evangelischen Kirche Deutschlands versucht Trost zu spenden, denn die »Armen« hätten auch »Stärken«. Diese Stärken bestehen z.B. in der Spontaneität, der Fähigkeit zu Überleben, im Humor und in durchaus lustbetonten Gemeinschaftsformen. Erfahrungen gemeinsamen Feierns sind ganz wesentliche Punkte des Kontakts zu Armen und ihrer Anerkennung und Aktivierung.« Borg urteilt dazu nüchtern: »So ähnlich haben weiße Kolonisatoren über ›wilde Naturvölker‹ gesprochen, bevor sie sie getauft, ›zivilisiert‹ und/oder ausgerottet haben.«
(rg)
analyse & kritik, Nr. 511: »Support your local Unterschicht«. Einzelheft 4,20 Euro (Jahresabo 53 Euro). Rombergstraße 10, 20255 Hamburg. Telefon: 040-40170174, E-Mail: redaktion@akweb.de, Internet: www.akweb.de
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