Aus: Ausgabe vom 19.12.2006, Seite 12 / Feuilleton
So’ne und so’ne
Die US-Sängerin Gwen Stefani begreift sich als ein gieriges Mädchen. »Ich kann einfach nicht immer nur eins haben«, sagte die 37jährige der Pubertätsverlängerung-als-Geschäftsmodell-Zeitschrift Neon. Sobald sie ein Soloalbum habe, wolle sie das zweite; sobald sie ein Baby habe, wolle sie auch schon das nächste. »Kleidung zu entwerfen ist ebenfalls ein Ausdruck meiner Gierigkeit«, sagte der Popstar. Gewisse Dinge machten einfach süchtig. »Zum Beispiel Lieder zu schreiben und zu sehen, wie die Mädchen in den ersten Reihen mitsingen.« Stefani wurde als Lead-Sängerin der Band No Doubt bekannt. Mit ihrem ersten Solo-Album »Love.Angel.Music.Baby.« war sie für fünf Grammys nominiert, gerade ist ihre zweite Solo-Platte »The Sweet Escape« erschienen. Im Mai brachte Stefani Sohn Kingston zur Welt. Ihre Modekette »Lamb« ist ebenfalls erfolgreich, dort kaufen unter anderem Madonna und Gwyneth Paltrow ein.
Die Berliner Liedermacherin Bettina Wegner dagegen hat es gern etwas beschaulicher. Nun gab die 59jährige bekannt, sich 2007 von ihren Fans mit einer letzten Tournee verabschieden zu wollen. Sie werde »das Singen als Beruf aufgeben«, sagte Wegner dem Fachblatt für Ostrock, Melodie & Rhythmus. Denn: »Die Umstände, unter denen man diesen Beruf ausüben muß, sind einfach schrecklich geworden«. Der Druck im Unterhaltungsgeschäft wirke sich so aus, daß du dich nicht mehr als Mensch, sondern als Ware fühlst. Damit kann und will ich mich nicht mehr abfinden.« Wenn ihr ein kommendes Projekt wider Erwarten doch einleuchten sollte, werde sie das jedoch »aus Spaß machen«.
Für Wegner ist der Begriff Liedermacher »einfach out«. Die Liedermacher von heute seien HipHopper und oder junge Pop- und Rockgruppen mit politischen Texten. »Die Form, mit der wir mal antraten, hat sich einfach überholt. Ich selber finde es auch nicht mehr schön, wenn irgendwo jemand mit der Gitarre auf die Bühne springt und sein Herz ausschüttet.«
Seit 1973 trat Wegener in der DDR als Solokünstlerin mit eigenen Liedern auf. 1976 protestierte sie gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, was für sie zu eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten führte. 1983 wurde Wegner vom Kulturministerium zur Übersiedlung in die Bundesrepublik aufgefordert, was sie dann auch tat.
(AP/ddp/jW)
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