Aus: Ausgabe vom 05.01.2007, Seite 12 / Feuilleton
Dengler tot
In einem Krankenhaus in Hennigsdorf bei Berlin ist im Alter von 92 Jahren Gerhard Dengler am Mittwoch gestorben. In den 60er Jahren leitete er in der DDR die Arbeitsgruppe, die das »Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und Westberlin« erarbeitet hatte. Im Reprint der 3. Erweiterten Auflage, in der edition ost neuerlich verlegt, erklärte er, daß er ohne jede Einschränkung zu dieser Publikation stehe: »Die Fakten stimmen. Nichts ist hinzugefügt, nichts weggelassen worden.«
Dengler hatte als Hauptmann in der 6. Armee im Januar 1943 in Stalingrad mit seiner Einheit kapituliert. Als einer der noch lebenden ranghöchsten Wehrmachtsoffiziere, die Zeugnis über die Wende des Weltkrieges ablegen konnten, stand er in den letzten Jahren internationalen Kamerateams als Augenzeuge zur Verfügung. Unmittelbar nach Gründung des Nationalkomitees »Freies Deutschland« 1943 hatte er sich dieser antifaschistischen Widerstandstandsbewegung angeschlossen; er wurde daraufhin in Deutschland in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Nach dem Krieg war er einige Jahre Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung und von 1953 bis 1958 Korrespondent des Neuen Deutschland in Bonn; später wurde er Vizepräsident des Nationalrates der Nationalen Front. Dort war er seit 1959 zuständig für die Westarbeit. In dieser Eigenschaft war er maßgeblich am Zusammentragen der Biographien von 1200 faschistisch belasteten Personen in Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz und Wissenschaft beteiligt.
Sein letztes ausführliches Interview, im Dezember 2006 mit ihm geführt, erscheint demnächst in einem Buch seines Freundes Dr. Rudolf Pallas. Dieser hatte ihm als Frontarzt 1942/43 zweimal das Leben gerettet.
(jW)
Dengler hatte als Hauptmann in der 6. Armee im Januar 1943 in Stalingrad mit seiner Einheit kapituliert. Als einer der noch lebenden ranghöchsten Wehrmachtsoffiziere, die Zeugnis über die Wende des Weltkrieges ablegen konnten, stand er in den letzten Jahren internationalen Kamerateams als Augenzeuge zur Verfügung. Unmittelbar nach Gründung des Nationalkomitees »Freies Deutschland« 1943 hatte er sich dieser antifaschistischen Widerstandstandsbewegung angeschlossen; er wurde daraufhin in Deutschland in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Nach dem Krieg war er einige Jahre Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung und von 1953 bis 1958 Korrespondent des Neuen Deutschland in Bonn; später wurde er Vizepräsident des Nationalrates der Nationalen Front. Dort war er seit 1959 zuständig für die Westarbeit. In dieser Eigenschaft war er maßgeblich am Zusammentragen der Biographien von 1200 faschistisch belasteten Personen in Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz und Wissenschaft beteiligt.
Sein letztes ausführliches Interview, im Dezember 2006 mit ihm geführt, erscheint demnächst in einem Buch seines Freundes Dr. Rudolf Pallas. Dieser hatte ihm als Frontarzt 1942/43 zweimal das Leben gerettet.
(jW)
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