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Aus: Ausgabe vom 17.01.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Selbsthilfe als PR-Maßnahme

Auszüge aus der Studie von Gerd Glaeske und Kirsten Schubert
»In den USA ist das Zusammenwirken von Pharmaindustrie und Selbsthilfe bereits seit Mitte der 80er Jahre gängige Praxis. Auf ähnliche Weise erschloß die pharmazeutische Industrie auch den deutschen ›Selbsthilfe-Markt‹ für ihre Interessen. Gerade die wachsende politische und öffentliche Wahrnehmung und Aufwertung der Selbsthilfe machen sie interessant und anfällig für Instrumentalisierungszwecke durch Kräfte im Gesundheitssystem, wie die Pharmaindustrie und Apparateindustrie.

Hierzulande wie in anderen Ländern auch wird die Arzneimittelforschung weitestgehend von der Pharmaindustrie finanziert. Die Produkte dieser Forschung sind keineswegs immer hoch innovativ und therapeutisch fortschrittlich. Im Gegenteil kommen immer häufiger auch Mittel auf den Markt, die zwar neu und teuer sind, nicht aber zu einer besseren Behandlung beitragen. Aber auch diese Mittel suchen und finden ihren Markt, die Werbung und das Marketing tragen dazu bei. In diesem Zusammenhang werden zunehmend Patientinnen und Patienten als quasi betroffene ›Pharmareferenten‹ genutzt, die in der Praxis aus gut nachvollziehbaren Gründen auf die Verordnung neuer und angeblich besser wirksamer Mittel drängen. Der Weg über die Information von Selbsthilfe- und Patientengruppen ist daher eine Umgehung des Verbots, für rezeptpflichtige Arzneimittel in der Öffentlichkeit zu werben.


Hier werden gezielt Patientinnen und Patienten in Veranstaltungen (u. a. in sogenannten Patientenforen) mit neuen Therapieoptionen bekannt-gemacht, die diese dann beim nächsten Praxisbesuch einfordern. Häufig werden auch Hinweise gegeben, die einem ›off-label-use‹ Vorschub leisten und damit Arzneimittel auch für solche Therapiefelder propagieren, die noch nicht durch eine Zulassung abgedeckt sind. (...) Der direkte Zugang zum Endverbraucher über die Selbsthilfe ist (...) mit dem unbezahlbaren Potential der Glaubwürdigkeit versehen.«

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