Aus: Ausgabe vom 02.03.2007, Seite 12 / Feuilleton
Mehr als nur Joghurt-Lügen. Bestsellerautoren entdecken soziale Frage
Marita Vollborn und Vlad Georgescu haben den Bestseller »Die Joghurt-Lüge« geschrieben. Ihr neues Buch heißt »Brennpunkt Deutschland – Warum unser Land vor einer Zeit der Revolten steht«. Es ist im Gustav Lübbe Verlag erschienen, kostet 18 Euro. Erfreulicherweise ist der Untertitel völlig ernst gemeint. Nach der Auswertung von 380 angegebenen Quellen und zahlreichen Gesprächen mit »Insidern, die nicht genannt werden wollten«, sind Vollborn und Georgescu zu dem Schluß gekommen, daß sich spätestens seit Einführung der »Hartz«-Gesetze »ein massiver, teils militanter Widerstand gegen den Staat« formiert. Diese Tatsache wolle »kaum ein Politiker wahrhaben«.
Auf der von ihr und Georgescu betreuten Internetseite lifegen.de erklärt Vollborn in einem am Donnerstag bereitgestellten Interview, daß »kaum jemand in der Bevölkerung wirklich etwas vom Aufschwung« spürt. Nichts gibt sie auf die guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt: »Rund acht Millionen Menschen sind auf Gelder von Vater Staat angewiesen, weil sie keine Arbeit haben, oder weil ihre Arbeit derart schlecht bezahlt ist, daß es für ein Überleben nicht mehr reicht.« Sie ist überzeugt: »Der Stellenabbau in Deutschland geht weiter. Das ist ist ein Langzeittrend, der seit 30 Jahren anhält. Airbus markiert leider nicht das Ende dieser Entwicklung. Argumentiert wird stets mit Wettbewerbsvorteilen, in Wirklichkeit geht es meist nur um horrende Renditerwartungen, die nahezu alle Kapitalgesellschaften zu erfüllen haben. Leuten ihren Job wegzukürzen bleibt dabei der einfachste Weg.« Und das eben führe zu »sozialen Unruhen«.
Der Interviewer meint etwas bedröppelt: »Aber im Lande ist es doch friedlich.« Vollborn entgegnet: »Glauben Sie das weiter, denn es gibt Ihnen ein Gefühl der Sicherheit. (...) Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist enorm angestiegen, es gibt Anschläge auf Einrichtungen des Bundes und der Länder. Im Sommer werden wir vermutlich die ersten Anschläge im Schatten des G-8-Gipfels erleben. Die Sicherheitsbehörden wissen das, die Politik befürchtet es, doch man hält den Ball flach.« Wenn dieses Buch ein Bestseller wird, haben wir dann schon die revolutionäre Situation? (ots/jW)
Auf der von ihr und Georgescu betreuten Internetseite lifegen.de erklärt Vollborn in einem am Donnerstag bereitgestellten Interview, daß »kaum jemand in der Bevölkerung wirklich etwas vom Aufschwung« spürt. Nichts gibt sie auf die guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt: »Rund acht Millionen Menschen sind auf Gelder von Vater Staat angewiesen, weil sie keine Arbeit haben, oder weil ihre Arbeit derart schlecht bezahlt ist, daß es für ein Überleben nicht mehr reicht.« Sie ist überzeugt: »Der Stellenabbau in Deutschland geht weiter. Das ist ist ein Langzeittrend, der seit 30 Jahren anhält. Airbus markiert leider nicht das Ende dieser Entwicklung. Argumentiert wird stets mit Wettbewerbsvorteilen, in Wirklichkeit geht es meist nur um horrende Renditerwartungen, die nahezu alle Kapitalgesellschaften zu erfüllen haben. Leuten ihren Job wegzukürzen bleibt dabei der einfachste Weg.« Und das eben führe zu »sozialen Unruhen«.
Der Interviewer meint etwas bedröppelt: »Aber im Lande ist es doch friedlich.« Vollborn entgegnet: »Glauben Sie das weiter, denn es gibt Ihnen ein Gefühl der Sicherheit. (...) Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist enorm angestiegen, es gibt Anschläge auf Einrichtungen des Bundes und der Länder. Im Sommer werden wir vermutlich die ersten Anschläge im Schatten des G-8-Gipfels erleben. Die Sicherheitsbehörden wissen das, die Politik befürchtet es, doch man hält den Ball flach.« Wenn dieses Buch ein Bestseller wird, haben wir dann schon die revolutionäre Situation? (ots/jW)
Vollborn, Georgescu: Brennpunkt Deutschland. Lübbe Verlag, Bergisch-Gladbach 2007, 350 S., 18 Euro
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