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Aus: Ausgabe vom 27.03.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Schatt Al Arab: »Niemand weiß, wo die Grenze ist«

Nur Anthony Blair ist sich wieder einmal ganz sicher: Es sei »einfach nicht wahr«, daß sich die festgenommenen 15 britischen Marinesoldaten auf iranischem Gebiet befunden haben. Experten äußern sich sehr viel vorsichtiger als der britische Premier: »Das Problem ist, daß niemand weiß, wo die Grenze ist«, beschreibt Lawrence G. Potter, Professor für Außenpolitik an der amerikanischen Columbia-Universität, die Situation in den Gewässern, wo sich am Freitag voriger Woche der Zwischenfall abspielte.

Der Verlauf der irakisch-iranischen Grenze auf dem Fluß Schatt Al Arab, den die Iraner Arvandrud nennen, wurde 1937 von den Briten diktiert, die damals den Irak beherrschten: Der Fluß in seiner vollen Breite gehörte demzufolge zum Irak. 1975 erreichte der Schah von Persien eine Revision: Nunmehr bildete, wie international üblich, der sogenannte Talweg – das heißt die tiefste zusammenhängende Rinne des Flußbettes – die Grenze. Dafür versprach der Schah, die Unterstützung der irakischen Kurden einzustellen. Als der irakische Präsident Saddam Hussein im September 1980 Iran überfallen ließ, war eines seiner Ziele die Verschiebung der Grenze. Seit Beendigung des Krieges 1988 halten sich beide Seiten, ohne daß dies ausdrücklich vereinbart wurde, de facto wieder an die Regelung von 1975.

Noch komplizierter ist der Verlauf der Grenze auf der offenen See vor dem Mündungsgebiet des Schatt Al Arab, wo sich der jüngste Zwischenfall ereignete, zumal er nicht durch Seezeichen (Bojen) markiert ist. »Irakische Fischer informierten uns nach ihrer Rückkehr von See, daß sich britische Kanonenboote in einem Gebiet außerhalb irakischer Kontrolle befänden«, berichtete der für die Überwachung der irakischen Territorialgewässer zuständige irakische Brigadegeneral Hakim Jassim. »Wir wissen nicht, warum sie dort waren.« – Etwas besser als Anthony Blair werden die irakischen Fischer die dortigen Gewässer wohl kennen.

(km)

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