Aus: Ausgabe vom 10.04.2007, Seite 3 / Schwerpunkt
Laudatio. »Säuberung abgeschlossen«
Eckart Spoo und Rolf Becker über den Berliner Heinrich-Heine-Preis und den österreichischen Schriftsteller Peter Handke:
Es ging nicht nur darum, Peter Handke zum Schweigen zu bringen, sondern auch, der Öffentlichkeit Informationen vorzuenthalten. Die Serben sollten mundtot gemacht werden, der Krieg vertrug die Wahrheit nicht. Das war auch das Motiv für eine Gruppe von Gewerkschaftern, mit dem wir unter dem Motto »Dialog von unten – statt Bomben von oben« Ende Mai 1999 eine Rundreise durch das völkerrechtswidrig angegriffene Land Serbien machten.Ein bleibender Eindruck von damals war der zerbombte Sender von Novi Sad (...). Angesichts solcher Erfahrungen kamen wir, nachdem es Peter Handke unmöglich gemacht worden war, den Düsseldorfer Preis anzunehmen, zu dem Entschluß, den »Berliner Heinrich-Heine-Preis« für ihn zu initiieren. Wir übernahmen die Begründung der Düsseldorfer Juroren: »Eigensinnig wie Heinrich Heine verfolgt Peter Handke in seinem Werk seinen Weg zu einer offenen Wahrheit. Den poetischen Blick auf die Welt setzt er rücksichtslos gegen die veröffentlichte Meinung und deren Rituale.«
Was den Berliner Heinrich-Heine-Preis von anderen Auszeichnungen unterscheidet, ist sein Zustandekommen nicht aus Steuergeldern, sondern aus Spenden vieler Einzelner in Höhe von 2,50 bis 5000 Euro, gegeben im Bewußtsein, daß Peter Handke von vornherein vorgeschlagen hatte, das Preisgeld »an die serbischen Enklaven, die letzten, im Kosovo zu übermitteln, an Dörfer, die allseits umzingelt, im Elendstrichter von Europa vegetieren müssen, beschützt und bewacht von jenen Staaten, den westeuropäischen, die ihnen mit Bombengewalt den eigenen Staat, Jugoslawien, geraubt, geraubschatzt haben.« (...)
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