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Aus: Ausgabe vom 25.05.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Bildungsbericht im Bundesstag: Von 2.15 bis 2.50 Uhr

Über den gar nicht hoch genug einzuschätzenden Stellenwert von Bildung ist in ungezählten Sonntagsreden schon zur Genüge schwadroniert worden. Seit heute Nacht hat der geneigte Bürger endlich Gewißheit, wie weit oben das Thema tatsächlich auf der politischen Agenda der Bundesregierung steht. An diesem Freitag morgen in aller Frühe, zwischen 2.15 Uhr und 2.50 Uhr, stand im Deutschen Bundestag unter Tagesordnungspunkt (TOP) 25 die Debatte des »nationalen Bildungsberichts« mitsamt einer Stellungnahme der Bundesregierung auf dem Programm.

Natürlich waren die Herren und Damen Politiker zu diesem Zeitpunkt allesamt zu Bette, und »diskutiert« wurde mit keiner Silbe. Die Redemanuskripte der Abgeordneten waren im Vorfeld lediglich zu Protokoll gegeben worden. Schlagzeilen über »verfehlte Bildungsziele« oder eine »gescheiterte Bildungsministerin« wird man deshalb heute morgen vergebens suchen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) reagierte gestern empört: Das Thema Bildung »quasi als Geisterpunkt, als top secret« abzuhandeln wäre der »Gipfel der Mißachtung«, sei eine »Verhöhnung des Parlaments und der Öffentlichkeit« und ein »überdeutlicher Ausdruck mangelnder Wertschätzung für Bildung«.


Das Versteckspiel hat jedoch System: Der Beschluß, alle zwei Jahre einen Bildungsreport zu erstellen, wurde seinerzeit noch als Einstieg zur Entwicklung einer nationalen Bildungsstrategie über den grünen Klee gelobt. Weil die Premiere für Regierung und Kultusminister aber nichts Gutes verhieß, verlegte man die Veröffentlichung vor einem Jahr fernab der Öffentlichkeit ins norddeutsche Städtchen Plön, um ihn danach in der Schublade verschwinden zu lassen. Überdies war das Werk zu nicht mehr als zu einer kastrierten Auftragsarbeit mißraten. Die befaßten Fachleute durften keine Empfehlungen aus ihren Analysen ableiten oder Ursachenforschung über Probleme wie etwa die soziale Ungleichheit im Schulsystem betreiben.

(rwu)

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