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Aus: Ausgabe vom 07.06.2007, Seite 13 / Feuilleton

Peymann

Claus Peymann ist so etwas wie ein linker Franz Becken­bauer. Wie dieser Kaiser des deutschen Fußballs hat er die Gabe, völlig unbefangen in die Öffentlichkeit hineinzudenken. Im Unterschied zu Beckenbauer steht er dabei auf der richtigen Seite: Er forderte die zahnärztliche Behandlung von RAF-Gefangenen, solidarisierte sich mit Besetzern und führte einen vorbildlichen Kampf gegen den österreichischen Klerikalfaschismus. Das brachte ihm alles ungeheuren Ärger ein, den er lässig an sich abperlen ließ. Durch sein immenses öffentliches Wirken ist seine Theaterarbeit etwas in den Hintergrund geraten: Ende der 60er brachte er Peter Handkes »Publikumsbeschimpfung« in Frankfurt/Main raus, Anfang der 80er führte er in Bochum das beste deutschsprachige Theater, und in den 90ern brezelte er den Wienern Jelinek, Bernhard, Turrini, Tabori und abermals Handke über. Heiligendamm ist für ihn übrigens »eine Provokation der Politik gegenüber den Menschen«. Die Staatschefs sollten sich lieber auf einem Flugzeugträger oder in Guantánamo treffen. Er habe Heiner Geißler den Vorschlag gemacht, gemeinsam nach Heiligendamm zu fahren, warte aber noch auf dessen Anruf. Den Politikern werde er dann von den 250000 Kindern erzählen, die jede Woche verhungerten: »Der Kapitalismus ist Scheiße«. Heute wird der Intendant des Berliner Ensembles siebzig Jahre alt.(jW)

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