Verhandlung nach Räumung in Magdeburger Stadtviertel
Im Konflikt der Magdeburger Wohnungsbaugesellschaft (WOBAU) mit Hausbesetzern im Sanierungsgebiet Stadtfeld hat sich die Baugesellschaft am Freitag zu Verhandlungen bereit erklärt. Einen Tag nach der Räumung eines besetzten Hauses in der Friesenstraße trafen sich die ehemaligen Bewohner mit Vertretern der WOBAU und verabredeten für den kommenden Montag ein Gespräch über Nutzungsverträge in einem anderen Gebäude.
Die fünf jugendlichen Punks, denen noch Anfang Juli ein Bleiberecht im Hinterhaus der Friesenstraße 54 bis August zugesagt worden war, und etwa zehn ihrer Gäste hatten am Donnerstag morgen innerhalb von 20 Minuten das Gebäude verlassen müssen. Ihre Möbel landeten auf dem Sperrmüll. Den Geräumten wurde überdies nach eigenen Angaben angedroht, sie müßten die Kosten für die Aktion in Höhe von 25 000 Mark tragen.
Zu einem Treffen der obdachlos Gewordenen mit Mitgliedern der PDS Sachsen-Anhalt fanden sich überraschend der für die Räumung verantwortliche Bereichschef und ein Mitglied der WOBAU- Geschäftsleitung ein. Sie stellten den Jugendlichen Wohnraum in der Innenstadt in Aussicht, falls sich das Sozialamt an einem Nutzungsvertrag beteilige. Die Besetzer verlangen, im Gebiet Stadtfeld zusammenbleiben zu können und ihre Hunde unterbringen zu dürfen. Garantien dafür, daß es bis Montag zu keinen Neubesetzungen kommen würde, gaben sie der Wohnungsbaugesellschaft nicht.
Der PDS-Landtagsabgeordnete Matthias Gärtner, der das Treffen am Freitag moderierte, hatte der WOBAU zuvor unterstellt, im Sanierungsgebiet »punkerfreie Zonen« schaffen zu wollen. Das betreute Jugendwohnprojekt in der Uhlandstraße sei nun »letzte Bastion« einer alternativen Kultur in Stadtfeld. Ein anläßlich der Räumung ausgesprochenes Hausverbot für ganze Straßenzüge in Stadtfeld bezeichnete Gärtner als »Frechheit«, die jeder Rechtsgrundlage entbehre.
jW
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