Aus: Ausgabe vom 10.07.2007, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Lesetips
Vernetzung
Seit fast 20 Jahren treffen sich linke Gewerkschafter von DaimlerChrysler mit Aktivisten der Werke anderer Länder. Die Schlußfolgerung, daß die Beschäftigten sich vor dem Hintergrund der internationalen Arbeitsteilung ebenfalls länderübergreifend vernetzen und koordinieren müssen, hat die Linke im Konzern also schon lange vor der Entstehung von Euro- und Weltbetriebsrat gezogen. Die Broschüre »Solidarität statt Konkurrenz« dokumentiert Beiträge der letzten internationalen Basiskonferenz im April 2006 in Berlin und gibt Einblicke in Funktionsweise, Entstehungsgeschichte und Ziele der Vernetzungsinitiative.»Unserer Ansicht nach müssen wir alle Standortegoismen ablegen, um dem anhaltenden Personalabbau wieder etwas entgegensetzen zu können.« So schreiben Angela Hidding und Fritz Stahl in ihrem Einleitungsbeitrag. Voraussetzung hierfür sei es, regional, national und international gemeinsam handlungsfähig zu werden. »Die bereits bestehenden Kontakte auf Spitzenebene der Gewerkschaften reichen dabei keinesfalls aus«, so die Autoren weiter. Die Notwendigkeit einer internationalen Basiskoordination ist damit klar umrissen.
Auch Tom Adler, Betriebsrat der Oppositionsgruppe »alternative« im Daimler-Werk Untertürkheim, grenzt die Initiative vom »diplomatischen« Charakter der offiziellen internationalen Beschäftigtenvertretungen ab. Diese akzeptiere »letztlich die Standortkonkurrenz als unveränderlichen, quasi naturgesetzlichen Sachzwang (...). Und in diesem Standpunkt ist der Schritt zum ›Deutschland zuerst‹ schon angelegt.«
Broschüre, 30 Seiten, 1 Euro plus Spende und Porto. Bezug: HiStaMa@t-online.de
Standort BRD
Das Thema Standortverlagerung ist derzeit allgegenwärtig. In der öffentlichen Debatte wird oftmals der Eindruck erweckt, als sitze die gesamte hiesige Industrie auf gepackten Koffern, um »den hohen Lohnkosten und einem unflexiblen Arbeitsmarkt« zu entgehen. Allein die Drohung mit Produktionsverlagerung reicht oftmals aus, um Belegschaften zu Zugeständnissen in puncto Arbeitszeiten und -bedingungen oder zu Lohnverzicht zu zwingen. »Aus Sicht der Beschäftigten ist eine kritische Überprüfung dieser Diskussion überfällig. Denn bislang fehlt eine Untersuchung, die ihren Schwerpunkt aus Sicht der Beschäftigten auf das Thema Standortverlagerung legt«, heißt es im Vorwort zu einer von Wissenschaftlern der Hans-Böckler-Stiftung vorgelegten Broschüre, die eben diese Leerstelle füllen will.Elke Ahlers/Fikret Öz/Astrid Ziegler: Standortverlagerung in Deutschland – einige empirische und politische Befunde. edition der Hans-Böckler-Stiftung, Nr.194 Düsseldorf 2007. 90 Seiten, 12 Euro. ISBN: 978-3-86593-074-3
Mehr aus: Betrieb & Gewerkschaft
-
Gewerkschaften haben »strategische Wahl«
vom 10.07.2007 -
Berliner wollen Anschluß
vom 10.07.2007