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Aus: Ausgabe vom 20.07.2007, Seite 16 / Sport

Tour-Doping: Moralpanik

Wer erwischt wird, ist selbst schuld. Erwartungsgemäß brach nach der positiven A-Probe des T-Mobile-Fahrers Patrik Sinkewitz die Moralpanik aus. »Das ist das Schlimmste, was dem Radsport in der aktuellen Situation passieren konnte«, sagte Jens Voigt vom CSC-Team. Sinkewitz’ Teamkollege Linus Gerdemann, der mit seinem Etappensieg am Samstag noch für Jubelstimmung im Magenta-Rennstall gesorgt hatte, sprach wie ein Politiker: »Wer sowas macht, setzt Arbeitsplätze aufs Spiel«. Der nach dem Tourboykott seines Senders nun un­terbeschäftigte ARD-Experte Marcel Wüst glaubt dagegen, aufgrund der Angst der Fahrer, beim Doping erwischt zu werden, sei die Tour »so sauber wie schon lange nicht mehr. Vielleicht so sauber wie noch nie«. Allerdings sei ihm bewußt, daß im Radsport wie im Sport immer gedopt werde, betonte der Ex-Radler auf N24, »genauso wie in der Politik immer geschmiert und in der Wirtschaft immer bestochen wird«.
Die frühere Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer, Sylvia Schenk, forderte die Entlassung von T-Mobile-Sportdirektor Rolf Aldag, dem sie vorwarf, dem seit längerem bestehenden Verdacht gegen Sinkewitz nicht nachgegangen zu sein. Aldag wies die Kritik gegenüber dem sid entschieden zurück. Der Heidelberger Dopingverfolger Werner Franke feixte: »Es wird jetzt mit Methoden gedopt, von denen man annimmt, sie könnten bei Kontrollen nicht entdeckt werden. Da hat man sich aber wohl geschnitten.« Das gilt aber nicht nur für die Radler. Der frühere südafrikanische Golf-Star Gary Player sieht plötzlich auch in seinem Sport, in dem es bisher noch keine Kontrollen gibt, ein akutes Dopingproblem. Er wisse, daß mindestens zehn Spieler dopen würden, verkündete er einen Tag vor dem Auftakt der British Open. Auch dem mittlerweile 71jährigen wären in seiner aktiven Zeit Wachtumshormone angeboten worden. »Ich weiß nicht, was Dopingpräparate anrichten können. Deshalb habe ich nie etwas genommen.« Und siehe da, er hat 20 Enkelkinder.
(sid/jW)

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