Aus: Ausgabe vom 25.07.2007, Seite 3 / Schwerpunkt
Solidarität. Mit Gegenkultur Gegengewicht bilden
Was kann linke Politik leisten, um die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten zu stoppen? »Die Regierung hat Sozialleistungen zusammengestrichen und greift sozialschwachen, kranken und alten Menschen tief in die Tasche. Mit einem ›Teile-und-herrsche-Prinzip‹, indem sie immer mehr bürokratische Einzelfälle schafft, sorgt sie für eine Entsolidarisierung in der Gesellschaft.« Das sagt die parteilose Direktkandidatin für den hessischen Landtag aus Frankfurt am Main, Wiltrud Pohl, die sich seit Mitte der 80er Jahre als Aktivistin für sozial Schwache einsetzt, gegenüber junge Welt. Daß dieses Kalkül leider weitgehend aufgegangen sei, habe sie registriert, als sie Unterschriften für Rentner sammelte – gegen die Mehrwertsteuererhöhung auf Medikamente. »Ich bin ja Hartz-IV-Empfänger, und freigestellt, das interessiert mich nicht«, hätten einige reagiert. Um sich gegen die unsoziale Politik zu wehren, müßten Menschen wieder lernen, Verantwortung für einander zu übernehmen. »Nur so kann es gelingen, neoliberale Politik in ihre Schranken zu weisen.« Damit die Menschen sich näher kommen, organisiert Wiltrud Pohl Schiffahrten auf dem Main, finanziert mit Spendengeldern. »Die Leute müssen ihre Freizeit ganz normal verbringen können, um den Kopf frei zu bekommen und zusammen Schönes zu erleben«, sagt sie. »Daraus können sie schöpfen, für den gemeinsamen politischen Widerstand.«
Auch Hartmut Bohrer, Diplompsychologe und Stadtverordneter in Wiesbaden, findet es wichtig, daß es unter Bedingungen von Ausbeutung, Verelendung, Entwürdigung und Armut so etwas wie Solidarität der Betroffenen gibt. Arbeit sei eine wichtige Quelle zur Entwicklung der Persönlichkeit und in vielerlei Hinsicht unverzichtbar. Unter ausbeuterischen Bedingungen verkehre sich das allerdings ins Gegenteil und schließe einen wachsenden Teil der Bevölkerung von Erwerbstätigkeit aus, sagt Bohrer. Einzig gemeinsame Gegenwehr und Gegenkultur könnten ein Gegengewicht bilden.
(düp)
Auch Hartmut Bohrer, Diplompsychologe und Stadtverordneter in Wiesbaden, findet es wichtig, daß es unter Bedingungen von Ausbeutung, Verelendung, Entwürdigung und Armut so etwas wie Solidarität der Betroffenen gibt. Arbeit sei eine wichtige Quelle zur Entwicklung der Persönlichkeit und in vielerlei Hinsicht unverzichtbar. Unter ausbeuterischen Bedingungen verkehre sich das allerdings ins Gegenteil und schließe einen wachsenden Teil der Bevölkerung von Erwerbstätigkeit aus, sagt Bohrer. Einzig gemeinsame Gegenwehr und Gegenkultur könnten ein Gegengewicht bilden.
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