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Aus: Ausgabe vom 23.08.2007, Seite 15 / Natur & Wissenschaft

»Hartz IV« psychologisch

Das Institut für Psychologie der Uni Leipzig hat für eine Studie 199 Menschen über 40, die im Sinne des Sozialgesetzbuches (SGB) II als »hilfebedürftig« eingestuft worden sind, nach ihren alltäglichen Arbeitstätigkeiten befragt. Die Arbeitspsychologen sind zu dem Ergebnis gekommen, daß es manchen Personen »trotz der Stigmatisierung als ›Hartz IV‹-Empfänger zu gelingen scheint, eine zumindest einigermaßen anerkannte Identität zu entwickeln«. Gesellschaftliche Anerkennung wird demnach nicht ausschließlich über Tätigkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Durchaus beruhigend.

Eine weitere Korrelation: »Hartz IV«-Empfänger, die den Eindruck äußern, selbst über ihre Arbeit entscheiden zu können, erfahren größere Anerkennung durch ihr Umfeld als diejenigen, die angeben, fremdbestimmt zu handeln. Oft sind sogar die Depressivitätswerte bei ersteren deutlich niedriger.


Sascha Göttling, der die Studie durchgeführt hat, folgert: »Erstens erscheint es aus arbeitspsychologischer Sicht grundsätzlich nicht sinnvoll, Bezieher staatlicher Leistungen unter Androhung von Sanktionen in beliebige ›Maßnahmen‹ zu vermitteln. Zweitens sollten Mitarbeiter, ob bezahlt oder unbezahlt, die Möglichkeit haben, Arbeitsaufgaben und -beziehungen ihren eigenen Bedürfnissen entsprechend mitzugestalten. Den einzelnen stellt sich dabei natürlich immer die Aufgabe, die eigenen Interessen auch zu äußern und entsprechende Handlungsspielräume einzufordern.« (jW)

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