Aus: Ausgabe vom 27.08.2007, Seite 3 / Schwerpunkt
Der Auftragsdiplomat: Wolfgang Ischinger
Wolfgang Ischinger, der zur Zeit als EU-Vertreter in einer internationalen Verhandlungstroika mit den Kosovo-Konfliktparteien Gespräche über den künftigen Status der Provinz führt (siehe nebenstehenden Artikel), hat große Erfahrung in der Balkanpolitik – und ein langes antiserbisches Sündenregister.
Der parteilose Schwabe kam 1975 als 29jähriger ins Auswärtige Amt und stieg unter Ressortchef Hans-Dietrich Genscher immer weiter nach oben. In den achtziger Jahren wurde er dessen persönlicher Referent.
1995 war er – damals als Politischer Direktor des Auswärtigen Amtes – zusammen mit dem US-Emissär Richard Holbrooke einer der Architekten des sogenannten Dayton-Abkommen zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina. Doch während Holbrooke im Auftrag von Präsident William Clinton den Serben ausschließlich Zugeständnisse im umkämpften Krisenbogen zwischen Banja Luka, Srebrenica und Sarajevo abpreßte, versuchte die deutsche Diplomatie unter dem damaligen Außenminister Klaus Kinkel und seinem Beauftragten Ischinger, auch noch »alle Scheinwerfer auf das Kosovo« (Kinkel) zu richten. Diese Zündelei wurde 1995 vom Weißen Haus noch gestoppt.
1998/99 wurde der Konflikt um das Amselfeld von Washington und Bonn unisono angeheizt. Ischinger war einer der wichtigsten Berater für Außenminister Joseph Fischer bei den Verhandlungen in Rambouillet (Februar/März 1999) als auch, nach Beginn der NATO-Bombenangriffe am 24. März, einer der Erfinder des Balkan-Stabilitätspaktes, der einen Rahmen für die neokoloniale Neuaufteilung und Ausplünderung der Gesamtregion darstellt.
Seine Beziehungen zu den USA sind eng: Er studierte in Harvard und reüssierte im Außenministerium als Referent für die Vereinigten Staaten. 2001 wurde er Botschafter in Washington – wenige Tage vor den Anschlägen am 11. September. Von ihm stammt die Formel von der »uneingeschränkten Solidarität« mit den USA, die der damalige Kanzler Gerhard Schröder übernommen hat. Derzeit ist Ischinger deutscher Botschafter in London, muß diese Tätigkeit aber zugunsten der Balkandiplomatie in den nächsten Monaten stark einschränken. (je)
Der parteilose Schwabe kam 1975 als 29jähriger ins Auswärtige Amt und stieg unter Ressortchef Hans-Dietrich Genscher immer weiter nach oben. In den achtziger Jahren wurde er dessen persönlicher Referent.
1995 war er – damals als Politischer Direktor des Auswärtigen Amtes – zusammen mit dem US-Emissär Richard Holbrooke einer der Architekten des sogenannten Dayton-Abkommen zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina. Doch während Holbrooke im Auftrag von Präsident William Clinton den Serben ausschließlich Zugeständnisse im umkämpften Krisenbogen zwischen Banja Luka, Srebrenica und Sarajevo abpreßte, versuchte die deutsche Diplomatie unter dem damaligen Außenminister Klaus Kinkel und seinem Beauftragten Ischinger, auch noch »alle Scheinwerfer auf das Kosovo« (Kinkel) zu richten. Diese Zündelei wurde 1995 vom Weißen Haus noch gestoppt.
1998/99 wurde der Konflikt um das Amselfeld von Washington und Bonn unisono angeheizt. Ischinger war einer der wichtigsten Berater für Außenminister Joseph Fischer bei den Verhandlungen in Rambouillet (Februar/März 1999) als auch, nach Beginn der NATO-Bombenangriffe am 24. März, einer der Erfinder des Balkan-Stabilitätspaktes, der einen Rahmen für die neokoloniale Neuaufteilung und Ausplünderung der Gesamtregion darstellt.
Seine Beziehungen zu den USA sind eng: Er studierte in Harvard und reüssierte im Außenministerium als Referent für die Vereinigten Staaten. 2001 wurde er Botschafter in Washington – wenige Tage vor den Anschlägen am 11. September. Von ihm stammt die Formel von der »uneingeschränkten Solidarität« mit den USA, die der damalige Kanzler Gerhard Schröder übernommen hat. Derzeit ist Ischinger deutscher Botschafter in London, muß diese Tätigkeit aber zugunsten der Balkandiplomatie in den nächsten Monaten stark einschränken. (je)
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