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Aus: Ausgabe vom 11.09.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Heute im ZDF: 9/11-Voyeurismus

Kann man in 45 Minuten die Wahrheit über den 11. September aufzeigen? Selbstverständlich, schließlich paßt die ganze Welt in 15 Minuten Tagesschau. Folgt man dieser These, dann hat ein Recherche-Team von ZDF und BBC fünf der tatsächlich oder vermeintlich offenen Fragen zum 11. September ein für allemal geklärt. Die Dokumentation »Der 11. September 2001 – Mythos und Wahrheit«, die heute abend im ZDF ausgestrahlt wird, scheint keinen Zweifel lassen: Ja, die Luftabwehr der USA war mit dem Terrorangriff einfach überfordert, nein, das World Trade Center wurde nicht gesprengt, nein, auch das Gebäude WTC 7 wurde nicht gesprengt, ja, ins Pentagon ist ein Flugzeug geflogen und ja, American Airline Flug 93 ist tatsächlich über Shanksville abgestürzt. Punkt.

Das Problem ist nur: Die Welt paßt nicht in 15 Minuten Tagesschau.

Anders formuliert: Der Diskurs um den 11. September hat so viele Thesen und Ansichten hervorgebracht, daß bereits die zeitlichen Vorgaben für die Sendung der Komplexität der Sachlage nicht gerecht werden können. Es wird eine These im Schnelldurchlauf aufgegriffen, zu der ein 9/11-Skeptiker mehr oder weniger kompetent sich äußert, um dann in einem nächsten Schritt ein bis zwei ausgesuchte Experten zu Wort kommen zu lassen, die die These dekonstruieren. Diese Vorgehensweise ist deshalb zu kritisieren, weil die Ansichten der Experten nicht neu sind und die Skeptiker sie bereits widerlegt haben wollen. Dadurch, daß für die Widerlegung der Widerlegung kein Platz mehr ist, wird das Ergebnis unbefriedigend und die Qualität der Sendung leidet.


Dabei müßte das nicht sein. Z. B. sind die Bilder der Trümmerteile und Leichen, die von dem Anschlag auf das Pentagon stammen, enorm wichtig. Sie sprechen eindeutig dafür, daß die These »kein Flugzeug ist ins Pentagon gestürzt« kaum haltbar ist. Auch die formale Gestaltung der Dokumentation wirkt außerordentlich professionell. Das täuscht aber über Schwächen nicht hinweg. Die Bildsprache des Terrors wird von Beginn an zum Bestandteil eines voyeuristischen, auf Emotion zielenden Medienreflexes.

(m.k.)

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