Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 15.09.2007, Seite 12 / Feuilleton

Nierenleiden

Am 16. September vor 30 Jahren starb Maria Callas in ihrem Pariser Appartement. Sie »hatte und hat keine Nachfolgerin«, sagt Jens Malte Fischer, der als Professor für Theaterwissenschaft an der Uni München vor zwei Jahren eine Vorlesungreihe zur Sopranistin gehalten hat. »Bei ihr gab es eine Identifikation, vor der man Gesangsschüler eher warnen muß. Eine Radikalität, die nicht gut tut. Die Callas hat immer ohne Rücksicht auf Verluste gesungen.« Die Unvergleichbarkeit ihres Timbres beschreibt Fischer als »Essig in der Stimme«, meint das »nicht abwertend«, lobt eine »wirklich charakteristische, interessante Säure und Schärfe«. Im Gegensatz zum »runden Sopranwohlklang, wie ihn Edita Gruberova in ihren besten Zeiten bot und Anna Netrebko ohne Zweifel hat«. Fischer glaubt, daß Callas sich heute nur mit »großen Schwierigkeiten« am Markt behaupten könnte, »weil die Stimme nicht schön genug wäre – zumindest nach den Vorstellungen der Musikindustrie. Die Callas ist zu intensiv, das geht einem an die Nieren. Anna Netrebko zeigt ja, daß die schön polierte Oberfläche gefragt ist. Die Tiefe der Figuren, die Leidensfähigkeit kommen nicht zum Tragen.« (ddp/jW)

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