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Aus: Ausgabe vom 21.09.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Bergschäden: Kunstlandschaft

Von den über 4600 nachgewiesenen Schächten, die in den letzten 150 Jahren im Ruhrgebiet abgeteuft wurden, sind nur noch etwa zehn für die heutige Steinkohlenförderung in Gebrauch. Hunderttausende Bergleute haben im Laufe der Zeit bis in 1 000 Meter Tiefe das Revier durchbuddelt –Tausende Kilometer an Stollen, Streben und Schächten durchziehen den Untergrund. Das wertlose Gestein wurde auf sogenannte Abraumhalden geschüttet, die wertvolle Kohle zu riesigen Halden getürmt. Im eigentlich flachen Ruhrgebiet stößt man daher immer wieder auf künstlich entstandene Hügellandschaften, wie etwa die im Volksmund so genannten »Bottroper Alpen«.

Anderseits sind im Laufe der Jahrzehnte viele Stollen in sich zusammengebrochen, so daß Gestein und Erdreich von oben nachsackten. Da kann es schon mal passieren, daß über Nacht eine halbe Straße einstürzt oder daß plötzlich riesige Löcher klaffen. Vielen Gebäuden sieht man an, daß sie auf unsicherem Grund stehen: Ihr Mauerwerk ist von Rissen durchzogen, hin und wieder muß die Fassade abgestützt oder ein Gebäude wegen Einsturzgefahr ganz geräumt werden. Es gibt auch großflächige Absenkungen, so daß das Bett des Ruhrgebietsflusses Emscher künstlich um drei Meter tiefer- und seine Mündung zweimal verlegt werden mußte.

Die Bergsenkungen wurden durch immer höhere Deiche ausgeglichen, so daß die Emscher heute an einigen Stellen einige Meter über dem Niveau der Umgebung verläuft. Das bedeutet jedoch auch, daß Zuflüsse zur Emscher, die das umliegende Land entwässern, nach oben in den Fluß gepumpt werden müssen. Ohne Eindeichung und Abpumpen stünden im Ruhrgebiet große Flächen unter Wasser.

Wie auch in anderen Bergbaurevieren – wie etwa im Saarland – ist die Erde unter dem Ruhrgebiet in ständiger Bewegung, hin und wieder kommt es beim Einsturz von Stollen auch zu kleineren Erdbeben. Zur Zeit werden bundesweit jährlich etwa 35000 Bergschäden mit einem Gesamtschaden von 70 Millionen Euro gemeldet.

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