Aus: Ausgabe vom 13.10.2007, Seite 3 / Schwerpunkt
Dokumentiert: FAZ-Einsichten
(...) Doch der Fall des Leipziger Bordellbesitzers Michael W. macht vor allem deutlich, wie massiv der Verfassungsschutz manipulierte, als er naheliegende Nachprüfungen unterließ, und wie selektiv auch die Linkspartei-Politiker Klaus Bartl und Volker Külow, die sich seit Monaten als Chefaufklärer gerieren, mit den Dokumenten umgehen, die ihnen vorliegen: Was nicht paßt, wird weggelassen.
Vor allem Bartl ist ein Kenner der Materie. Bis vor kurzem war er Anwalt des zentralen »Sumpf-Zeugen«, eines Kriminalhauptkommissars, der auch dem Verfassungsschutz als Quelle diente. So kamen Bartl und Külow an alte Verfahrensakten. Das Duo war bald so gut präpariert, daß es für Journalisten, die die Geschichte »weiterdrehen« wollten, nicht nur Auszüge aus den Akten, sondern auch die Zeugin Karin Ch. bereithielt. (...) Bis heute ist Frau Ch. Mandantin der Rechtsanwaltskanzlei Bartls. Der wiederum war maßgeblich an der Formulierung des (stark mängelbehafteten) Beschlusses für den parlamentarischen Untersuchungsausschuß beteiligt. So wichtig schien ihm das »Jasmin«, daß er es dort explizit erwähnt.
Richter N., der pensioniert ist und seit einiger Zeit nicht mehr in Leipzig lebt, fragt sich: »Wieso kommen Menschen auf so eine Hexenjagd? Den ganzen Tag geht mir seit Wochen und Monaten durch den Kopf: Warum, warum, warum?« Die Vorstellung, demnächst auch dem ehemaligen Stasi-Zuträger und heutigen Untersuchungsausschußvorsitzenden Bartl Rede und Antwort stehen zu sollen, ist für N. ein Graus. Als 17 Jahre alter Schüler mußte N. vor der Stasi aus der DDR fliehen, weil er gegen die Niederschlagung des Ungarn-Aufstands durch die Rote Armee protestiert hatte.
Vor allem Bartl ist ein Kenner der Materie. Bis vor kurzem war er Anwalt des zentralen »Sumpf-Zeugen«, eines Kriminalhauptkommissars, der auch dem Verfassungsschutz als Quelle diente. So kamen Bartl und Külow an alte Verfahrensakten. Das Duo war bald so gut präpariert, daß es für Journalisten, die die Geschichte »weiterdrehen« wollten, nicht nur Auszüge aus den Akten, sondern auch die Zeugin Karin Ch. bereithielt. (...) Bis heute ist Frau Ch. Mandantin der Rechtsanwaltskanzlei Bartls. Der wiederum war maßgeblich an der Formulierung des (stark mängelbehafteten) Beschlusses für den parlamentarischen Untersuchungsausschuß beteiligt. So wichtig schien ihm das »Jasmin«, daß er es dort explizit erwähnt.
Richter N., der pensioniert ist und seit einiger Zeit nicht mehr in Leipzig lebt, fragt sich: »Wieso kommen Menschen auf so eine Hexenjagd? Den ganzen Tag geht mir seit Wochen und Monaten durch den Kopf: Warum, warum, warum?« Die Vorstellung, demnächst auch dem ehemaligen Stasi-Zuträger und heutigen Untersuchungsausschußvorsitzenden Bartl Rede und Antwort stehen zu sollen, ist für N. ein Graus. Als 17 Jahre alter Schüler mußte N. vor der Stasi aus der DDR fliehen, weil er gegen die Niederschlagung des Ungarn-Aufstands durch die Rote Armee protestiert hatte.
Quelle: FAZ vom 28. September 2007
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