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Aus: Ausgabe vom 10.11.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Konflikt ohne Ende?

Der sozial wie ethnisch geprägte Konflikt in Sri Lanka zwischen der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und der tamilischen Minderheit schwelt seit Jahrzehnten. Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Colombos Armee und der Befreiungsbewegung LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) begann 1983. Ausgelöst wurde der Krieg mit dem »Schwarzen Juli«, als mehrere tausend Tamilen Pogromen singhalesischer Rassisten zum Opfer fielen. Die aus verschiedenen Organisationen der tamilischen Minderheit hervorgegangene LTTE schlug im Norden der Insel zurück und forderte einen unabhängigen Staat – ein Wendepunkt in der Geschichte dieser Bevölkerungsgruppe: Sie stellt etwa 18 Prozent der 19 Millionen Einwohner, 70 Prozent sind Singhalesen.

Der kolonialen Unterdrückung, die 1948 mit der Unabhängigkeit der Insel von Großbritannien endete, folgten ab 1956 eine diskriminierende Sinhala-only-Politik und damit verbunden eine schleichende Singhalisierung des gesamten Lebens. Soziale Gegensätze wurden zunehmend hinter der ethnisch-religiösen Konfrontation verdeckt. Die Tamilen wehrten sich zunächst im Rahmen des Systems, schlossen sich 1976 zusammen, die Befreiungsbewegung entstand. Sie bediente sich ideologisch auch beim Marxismus.

In den von ihnen kontrollierten Gebieten in Sri Lankas Norden und Osten üben sie allein die Staatsgewalt aus. Die LTTE kämpft für die Unabhängigkeit der Gebiete vom Rest der Insel. Die Organisation agiert politsch wie militärisch. Sie wird von mehreren Staaten als »terroristisch« eingestuft, darunter von den USA und seit 2006 auch von der Europäischen Union. Die im Rahmen des von den USA ausgerufenen »Kriegs gegen den Terror« vorgenommene LTTE-Ächtung wirkte sich insbesondere auf den Friedensprozeß aus: Von 2001 bis 2004 hatte sich die Lage erstmals seit 20 Jahren entspannt. Im Februar 2002 hatten beide Seiten einem Waffenstillstand zugestimmt.


Bald sechs Jahre danach steht es um die Friedenschancen in Sri Lanka schlecht. Auch durch die einseitige Parteinahme der EU ermutigt, rückten Truppen der Zentralregierung seit Mitte 2006 erstmals wieder nach Beginn der Waffenruhe auf tamilisches Gebiet vor. Die LTTE reagierte mit Kampfeinsätzen auch in singhalesischen Gebieten. Es kam zu Massenfluchten.

Am 2. November 2007 starb der in den Friedensverhandlungen der vergangenen Jahre führende Chefdiplomat der LTTE, S.P. Thamilchelvan, bei einem gezielten Angriff der Armee auf die tamilische Stadt Kilinochchi. Am Mittwoch morgen begann eine Bodenoffensive gegen LTTE-Stellungen der nördlichen Verteidigungslinie. Nach Angaben der tamilischen Website tamilnet wurde sie abgewehrt.

(jW)

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