Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Aus: Ausgabe vom 22.12.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Straßenkinder: Viele haben Hunger

Die Berliner Jugendhilfe kann vielfach nicht verhindern, daß Jugendliche auf der Straße landen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie »Junge Menschen auf der Straße in den Berliner Innenstadtbezirken« des Instituts für Sozialforschung, Informatik und soziale Arbeit (ISIS). Nach der im Sommer 2007 erstellten Untersuchung hatten mehr als 60 Prozent der 156 Mädchen und Jungen zwischen 14 und 30 Jahren, die auf dem Berliner Alexanderplatz sowie vor den Bahnhöfen Ostkreuz, Warschauer Straße und Frankfurter Allee befragt wurden, vor ihrer »Straßenkarriere« Kontakt zum Jugendamt. Nach Angaben der Kinderhilfsorganisation »terres des hommes« leben in Deutschland rund 9 000 Kinder und Jugendliche auf der Straße, ein Drittel davon in Berlin.

Vor allem Mädchen seien früher und dauerhafter auf der Straße anzutreffen, so die Autoren. Zirka ein Drittel der »Straßenkids« ist tatsächlich wohnungslos. Weitere 20 Prozent leben in unsicheren Wohnverhältnissen, also entweder bei Freunden, Lebenspartnern oder in Wagenburgen. Erschreckend ist der Gesundheitszustand der Jugendlichen. Rund 80 Prozent gaben an, daß sie zeitweise unter Hunger leiden. Hinzu kommen Probleme mit Alkohol und anderen Drogen sowie starke psychische Belastungen. Über 35 Prozent der Befragten erklärten, bereits einen Selbstmordversuch unternommen zu haben.

Hilfe finden sie in Berlin unter anderem im »Klik« im Bezirk Mitte. »Bei uns können die Jugendlichen essen, Wäsche waschen und duschen«, so Ralf Köhnlein, einer der Sozialarbeiter. Ende des Jahres droht dem Projekt die Schließung, da die weitere Finanzierung ungeklärt ist.

Das Überleben ist immer schwerer geworden. Zunehmende Ressentiments gegenüber Obdachlosen und andern Benachteiligten konstatiert der Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer. Bei seiner neusten Umfrage, so der Wissenschaftler, habe der Aussage »Menschen, die wenig nützlich sind, kann sich eine Gesellschaft nicht leisten« exakt ein Drittel der Befragten zugestimmt.

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